Viele fordern Franco Di Santos Verkauf, doch unter Breitenreiter, Weinzierl und Tedesco fand er immer wieder seinen Weg in die Startelf. Ein paar Überlegungen dazu, was der Stürmer mitbringt, was ihm fehlt, und was er auf Schalke leisten kann.

Fußballerische Laufbahn vor Schalke

Der inzwischen 28 Jahre alte Di Santo, gebürtiger Argentinier, begann seine Profikarriere witzigerweise in Chile. Über den Umweg nach England, wo er sich nie wirklich durchsetzen konnte, schaffte er schließlich den Sprung zu Werder Bremen. Dort hatte Di Santo gewisse Startschwierigkeiten. Martin Rafelt von spielverlagerung.de sprach damals in einem Podcast von einem „Missverständnis von Dutt“, in der ersten Saison überzeugte er nie völlig. Dann in der Rückrunde 2014/15 explodierte der Argentinier förmlich: um ihn als Kernspieler organisierte sich eine sehr starke Offensivabteilung. (Wer dazu mehr lesen möchte: hier) Nach dieser so erfolgreichen Saison wurde Di Santo nach Schalke geholt. Dort spielt er nun seit bald zweieinhalb Jahren und nicht allen ist so ganz klar, warum eigentlich.

Physismonster mit technischen Fähigkeiten

Auf den ersten Blick verfügt Di Santo einfach über eine ziemlich breite Menge an Fähigkeiten. Physisch ist er sehr stark, er ist robust, ziemlich groß und für seine Masse relativ schnell und wendig. Dazu ist er sehr einsatzfreudig, offensiv und defensiv ein richtiger Arbeiter. Auch mit dem Ball am Fuß hat er einiges drauf. Seine Ballbehandlung ist zwar nicht sehr fein, aber gut, auch seine Verarbeitung von hohen Bällen überzeugt.

Durch seine Masse und Schnelligkeit kann er druckvolle Dribblings einbringen, er kann dank Technik und Physis super als Wandspieler agieren und danach die Bälle weiterleiten. Beides zeigt er häufig, da er sich, gerade wenn der Ball noch im Mittelfeld vorangetrieben wird, gerne auf die Flügel oder in den Zehnerraum bewegt. Er ist also sehr flexibel, bringt Unruhe rein und versucht sich irgendwie anzubieten.

Schnell sucht er dann den Weg nach vorne, bieten sich offene Räume, kann er die mit guten Pässen schnell bespielen, wenn nicht, dann lässt er den Ball prallen und orientiert sich wieder ins Zentrum, um für Flanken bereit zu sein. Im Strafraum ist er durchaus nicht ungefährlich. Größe, Robustheit und Sprungraft wurden bereits erwähnt und seine Schusstechnik ist auch nicht unbedingt schlecht. Er hat keinen so richtigen Torinstikt (gute Positionierung, Laufwege im Strafraum), kann aber durchaus Torgefahr entwickeln. Klingt doch eigentlich ziemlich gut, oder? Wieso sehen wir diesen Di Santo eigentlich nicht regelmäßig die Gegner auseinanderpflücken, wie er das in der Bremer Rückrunde 2014/15 machte?

Schwächen im Zusammenspiel

Obwohl Di Santo mit seinem ganzen Einsatz ein ziemlicher Team-Player ist, hat er seine großen Schwächen im Zusammenspiel mit anderen. Dem Argentinier fehlt einfach ein bisschen das Bewusstsein für die Laufwege seine Mitspieler. Das fängt seinen Läufen in der Offensive an. Seine Bewegungen ergeben individuell meistens Sinn, aber er orientiert sich nie an anderen. Manchmal ergibt es Sinn, dass er auf den Flügel ausweicht, um mehr Platz zu bekommen, manchmal müsste er aber eigentlich im Zentrum bleiben, damit man dort eine Anspielstation hat. Im Kombinationsspiel zeigt er nach erfolgtem Pass keine guten Folgebewegungen. Er kann durch sein Ball halten Kombinationsspiel sehr gut initiieren, aber nicht so viel dazu beitragen.

Dadurch werden seine technischen Fähigkeiten nicht so häufig sichtbar. Einbinden kann er sie vor allem dann, wenn sehr klar ist, welche Räume zu bespielen sind. Wenn zum Beispiel beim Konter an einer Stelle viel Platz ist, dann kann Di Santo durchaus dynamische Pässe zeigen. Aber umso kleinräumiger, verschachtelter und letztendlich komplexer das Spiel wird, desto weniger kann er spielerische Elemente einbringen. Doch in solchen Situationen fehlt ihm dann auch das Timing und das Gespür für die torgefährlichen Räume,Di Santo verliert also an Torgefahr. Und technisch ist er zwar gut, doch es fehlt ihm das Geschick, um das auf wirklich engem Raum einzubringen. Richtig gut ist er, wenn man darauf setzt schnell viel Raum zu überbrücken.

Di Santo und Schalke 04

Optimal eingebunden ist Di Santo wohl als stärkster Spieler in einem auf Konter setzenden Team mit klaren aber konsequent umgesetzten Abläufen. Dann fällt sein fehlendes Auge für den Mitspieler nicht so auf und er kann offensiv sein volles Potential entfalten. In der Konstellation könnte er auch jetzt noch das Zeug haben, um ein Team fulminant von den Abstiegsrängen zu führen. Di Santo kann eben sehr gut aus wenig etwas mehr machen – auch schlechte Zuspiele kann er irgendwie verarbeiten, abschirmen und das Aufrücken ermöglichen.

In einem Team, dem die Gegner nur selten viel Raum zum Kontern geben, zeigen sich dann seine Schwächen, besonders wenn er sehr im Fokus steht. Er kann aber durchaus eine gute Rolle spielen, wenn er eher als Unterstützungsspieler agiert. Letztendlich hat er auf Schalke insgesamt gar nicht so schlecht gespielt. Als reiner Wandspieler, der manchmal für Flanken genutzt wird und mit druckvollen Läufen für Unordnung sorgt, hat er es in den letzten Jahren immer wieder zu seinen Einsätzen geschafft und immer wieder eine gute Rolle gespielt, wenn er auch kaum eigene Torgefahr entwickelte. Er schoss zwar ein paar Tore in den Pokalwettbewerben, doch in der Bundesliga war er nur zweimal erfolgreich – gegen Hannover 96 und den 1. Fc Köln.

Durchaus eine Stärke Di Santos ist das Pressing. Hier presste er besonders unter Breitenreiter teilweise zu hoch, war quasi übermotiviert, doch zu Tedescos sehr hohem Angriffspressing passt er sehr gut. Er zeigt sich da auch verbessert in den Positionierungen und er schaltet nie ab, sondern orientiert sich immer neu. Auch wenn er Probleme beim Zusammenspiel in der Offensive hat, so liegt das eben keineswegs daran, dass er charakterlich kein Teamplayer wäre.

Fazit

Richtig überzeugt hat er jedoch nicht und mit der steigenden Qualität des Schalker Offenspiels wird es immer fraglicher, ob er sich langfristig in der Startelf halten kann. Denn wenn man dauerhaft und durchgängig über Kombinationen zum Torerfolg kommen möchte, dann wird es schwierig, sich einen Spieler zu leisten, der sich dabei nicht wirklich gut einbringen kann, der dabei weder mit Pässen, noch mit Läufen, noch den passenden Veredelungsskills im Strafraum punkten kann. Doch im Moment bringt Di Santo Leistung, und es bleibt abzuwarten, wohin Tedesco die Königsblauen in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird.

2 Replies to “Franco Di Santo – Ein Spielerporträt

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