Der Halbfeldflanke & Friends Adventskalender 2020 zu unseren Lieblings-Schalkern. Heute mit Klaas-Jan Huntelaar von René Ködder.
Am vergangenen Samstag gewann Ajax Amsterdam zuhause mit 4:0 gegen PEC Zwolle. Torschütze zum 1:0 war ein gewisser Klaas-Jan Huntelaar. Dass der „Hunter“ auch mit 37 noch weiß wo das Tor steht, dürfte allerdings niemanden wirklich überraschen.
Im Sommer ist jedoch Schluss, wie Schalkes ehemalige Nummer 25 nach Abpfiff im Interview bekannt gab. Ein guter Anlass um im Rahmen des Halbfeldflanke-Adventskalenders die Höhepunkte seiner Zeit auf Schalke nochmal Revue passieren zu lassen.
Die Saison 2011/2012
Nach einer für Schalke zwar sehr erfolgreichen (Pokalsieg und Champions League Halbfinale) für Huntelaar persönlich ziemlich durchwachsenen Saison 2010/11, die er aufgrund einer Knieverletzung fast zur Hälfte verpasste, folgte die wahrscheinlich beste Saison seiner Karriere:
In 48 Pflichtspielen erzielte der, im Sommer 2010 vom AC Mailand nach Gelsenkirchen gewechselte Torjäger, 48 Tore – in Europa waren nur Messi und Ronaldo erfolgreicher. 29 davon in der Bundesliga, was ihm nicht nur die Torjägerkanone sicherte, sondern auch den Torrekord eines ausländischen Spielers innerhalb einer Bundesliga Saison (zum damaligen Zeitpunkt. Inzwischen hat ein gewisser Herr Lewandowski diesen Rekord wieder pulverisiert. Mehrfach.) Dazu kamen noch 14 Assists (11 in der Liga). Es passiert nicht oft, dass auf Schalke der Begriff „Weltklasse“ fällt, aber in dieser Saison hat sich Huntelaar diese Bezeichnung mehr als verdient.
Vor allem in der Europa League erzielte Huntelaar viele wichtige Tore. Sei es sein Viererpack gegen Helsinki in der Qualifikation, sein Dreierpack in der Verlängerung im Rückspiel gegen Viktoria Pilsen oder sein Dreierpack gegen unsere Freunde aus Enschede, den er in der Pressekonferenz vor dem Spiel sogar angekündigt hatte („Im Hinspiel war ich verletzt, dann muss ich dafür jetzt halt mehr Tore schießen“).
Auch in der Bundesliga schoss er einige wichtige und denkwürdige Tore, wie zum Beispiel seine beiden Traumtore per Kopf und per Hacke beim 2:1-Auswärtssieg in Hamburg, sein Hackentor gegen Augsburg oder sein 1. Bundesliga Dreierpack überhaupt am 2. Spieltag beim 5:1 gegen Köln. Am Ende schoss Huntelaar den S04 damals auf Platz 3 und damit zur ersten von drei aufeinanderfolgenden Champions League Teilnahmen.
Doppel-Derbysieg und Vertragsverlängerung
Nach so einer Saison und bei nur einem Jahr Restvertrag hätte Huntelaar sich eigentlich einen Arbeitgeber selbst aussuchen und sich wahrscheinlich noch eine beliebige Summe als Jahresgehalt in sein Arbeitspapier schreiben können.
Doch anstatt sein Glück nochmal in Madrid oder Mailand zu versuchen, verlängerte Huntelaar seinen Vertrag auf Schalke.
In der Saison 2012/13 konnte Huntelaar seine Bilanz der Vorsaison zwar nicht bestätigen, dennoch war er in einer turbulenten Saison einer der Leistungsträger bei S04. Vor allem in der Champions League lief der Hunter regelmäßig zur Höchstform auf, und erzielte wichtige Tore beim Sieg in Piräus oder beim legendären 2:0-Auswärtssieg beim FC Arsenal.
Ein weiteres Highlight der Saison 2012/13 waren die beiden 2:1-Derbysiege gegen die Nachbarn aus dem Osten des Ruhrgebiet. Beim Heimsieg im Rückspiel erzielte Huntelaar das 2:0 und hatte somit maßgeblichen Anteil am „Derby-Double“.
Stehaufmännchen Huntelaar
Die Saison 2013/14 begann für Huntelaar persönlich mit 2 Toren am 1. Spieltag gegen den HSV erst sehr gut, ehe er sich am 2. Spieltag in Wolfsburg eine Knieverletzung zuzog, die ihn für den Rest der Hinrunde außer Gefecht setzte. In seiner Abwesenheit spielte Schalke eine – für damalige Verhältnisse – eher schwache Hinrunde. In der Bundesliga schaffte man es nicht konstant an den Champions League Plätzen dran zu bleiben, in der Champions League setzte man sich in einer eher machbaren Gruppe nur mühsam durch und im DFB-Pokal war zum 3. Mal in Folge im Achtelfinale Schluss.
Dass Schalke am Ende der Saison trotzdem auf Platz 3 stand und die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte gespielt hat, lag vor allem auch an Huntelaar, der die Mannschaft in den meisten Spielen in Vertretung des verletzten Höwedes sogar als Kapitän aufs Feld führte. Direkt bei seinem Comeback am 18. Spieltag in Hamburg erzielte er per Kopf das 0:1 und dass, obwohl er erst wenige Tage zuvor wieder voll ins Mannschaftstraining eingestiegen war.
Im Champions League Achtelfinale gegen Real Madrid erzielte Huntelaar sein wahrscheinlich schönstes Tor für Schalke. Nach einer Fuchs-Flanke von links knallte der Hunter das Leder aus gut 18m volley oben rechts in den Winkel und ließ Torwart-Legende Iker Casillas dabei keine Chance. Ein Tor wie gemalt, dass Huntelaar übrigens auch eine „Tor des Monats“-Medaille einbrachte. (Dass das Tor bei 0:6-Rückstand fiel, sei mal außen vor gelassen…)
Insgesamt waren es für den Hunter am Ende der Saison wettbewerbsübergreifend 16 Saisontore in 22 Einsätzen. Eine Top-Quote. Dennoch fuhr Huntelaar mit der Elftal nur als Stürmer Nummer 2 zur WM in Brasilien. Bondscoach Louis Van Gaal bevorzugte ein konterlastiges 3-5-2 mit Robin Van Persie und Arjen Robben im Sturm. Huntelaar kam ausschließlich als Joker in die Partie, eine Rolle, die er aber annahm, was sich im Viertelfinale gegen Mexiko zeigte, wo er bei 0:1-Rückstand eingewechselt wurde und mit einem Assist und einem Last-Minute-Tor per Elfmeter die Niederlande auf dem Weg zum 3. Platz im Turnier eine Runde weiter schoss.
Der Hunter und die Hundert
Insgesamt war das Kalenderjahr 2014 für Huntelaar ein sehr erfolgreiches. Denn auch nach der WM ging es für den Hunter persönlich gut weiter, auch wenn Schalke in der Saison 2014/15 keinen guten Saisonstart erwischte. In den letzten Wochen von Jens Kellers Amtszeit sowie in den ersten Monaten unter Roberto di Matteo war Huntelaar (mal wieder) DIE Lebensversicherung des FC Schalke. Sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League schoss der Hunter viele wichtige Tore, besonders denkwürdig war zB sein Tor zum 1:1-Endstand bei Chelsea oder sein Kopfballtor zum 1:0 beim Debüt von Di Matteo gegen Hertha BSC.
Ende der Hinrunde gelang Huntelaar zudem ein Hattrick bei einem 4:1-Sieg gegen Mainz 05. Das Besondere an diesem Dreierpack war jedoch, dass er mit dem 2. Tor die 100-Tore-Marke für Schalke 04 knackte. Dies gelang in der Schalker Vereinsgeschichte ansonsten nur Klaus Fischer und Ebbe Sand, den er im Laufe der Rückrunde als zweitbesten Torschützen der Vereinsgeschichte ablöste. (Eingeholt hat er Sand übrigens im Februar 2015 mit einem Doppelpack beim legendären 4:3-Sieg bei Real Madrid.)
105 Pflichtspieltore in 5 Jahren Schalke. Eine absolute Top-Bilanz für einen Stürmer. Wenn man zudem berücksichtigt, dass er in diesen 5 Jahren mehrere langfristige Verletzungen hatte, wird seine Ausbeute nur noch beeindruckender.
Dankjewel, Klaas-Jan Huntelaar!
Bis zu seinem Abschied im Sommer 2017 folgten noch weitere 21 Pflichtspieltreffer. Jedoch leider auch noch eine weitere schwere Verletzung, wegen der er die Saison 2016/17 fast zur Hälfte verpasste. Da er nach seiner Rückkehr vom damaligen S04-Trainer Markus Weinzierl kaum noch zum Zug kam, entschied er sich im Frühling 2017 seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Sein letztes Tor für Schalke, Nummer 126, erzielte er am 23. April 2017 beim 1:1 gegen RB Leipzig. Wenige Wochen später wurde er am 33. Spieltag nach einem 1:1 gegen den Hamburger SV in der Veltins-Arena verabschiedet. Es war ein tränenreicher emotionaler Abschied, den es zuvor seit Raúl so nicht mehr gab.
In 7 Jahren Königsblau absolvierte Huntelaar 240 Spiele und erzielte dabei 126 Tore. Damit ist er definitiv einer der ganz Großen die jemals für S04 spielten und – wie ich finde – einer, der sich seinen Platz in der Ehrenkabine des FC Schalke 04 mehr als verdient hätte.
Adventskalender 2020:
Lieblings-Schalker von Halbfeldflanke & Friends.
Geschrieben von René Ködder
René ist Dauerkarteninhaber auf Schalke und seit einem Jahr Teil der Halbfeldflanke Redaktion. Derzeit studiert er Sportjournalismus in Mannheim und leidet gezwungenermaßen von der Couch aus mit Königsblau mit. Wenn ihr mehr von René lesen wollt, folgt ihm auf Twitter (@Rene_1904).
Danke René für die Zeilen zum ‚Hunter‘. Neben den sportlichen Fakten möchte ich noch hinzufügen, dass ‚Dirk Jan Klaas‘ ein absolut guter Typ war und ist, stets ansprechbar, persönlich und niemals oberflächlich rüber kam, hohe Sympathiewerte genießt.
Die Idee bezüglich der Aufnahme in die königsblaue ‚Ehrenkabine‘ ist somit absolut schlüssig und nachvollziehbar und auch für ihn selber garantiert eine große Ehre!
Ich schließe mich den Worten vom Quatscher an! Gerade in den aktuellen Zeiten kann man sich solch einen Spieler und solche Torquoten und Tore in unseren Reihen kaum noch vorstellen. Danke für diese willkommene Zeitreise zurück zu besseren Schalker Zeiten! <3
Und ja, er hat immer einen töften Eindruck gemacht. Und somit wäre eine Aufnahme in die Ehrenkabine tatsächlich eigentlich nur folgerichtig.