Schalke holt im 15.Spiel endlich den ersten Sieg und verlässt Platz 18. Im Schalker Lager macht sich Erleichterung breit und aufgrund der Wiederauferstehung des Amine Harit und des Dreierpacks eines jungen Amerikaners können Schalke-Fans mal wieder jubeln. Doch wie Trainer Gross nach dem Spiel schon sagte: Vor den Königsblauen liegt dennoch ein sehr weiter und harter Weg. Und das zeigte auch das Spiel gegen Hoffenheim.

Die Aufstellungen

Schalke stellte sich erneut im 4-2-3-1/4-4-2 auf. Dabei gab es aber Veränderungen: Zum einen ersetzte Neuzugang Kolasinac Oczipka, zum anderen rückte Becker auf rechts und dafür Stambouli für Mascarell ins Zentrum.

Hoffenheim dagegen agierte im 3-1-4-2 und musste in diesem aufgrund von Verletzungssorgen viel umstellen.

Läuft alles wie immer. Ach ne, doch nicht.

Schalke startete recht mutig, presste auch mal hoch und aktiv, zeigte dazu sogar (vereinzelt) spielerische Ansätze. In der Anfangsphase konnte die TSG an den Strafraum gedrückt werden, Königsblau spielte intensiv, holte sich verlorene Bälle zurück. Und es deutete sich etwas an, was im Laufe dieser Saison durchaus zum Umschwung beitragen könnte: Die Dynamik von Kolasinac und die Technik von Harit im Halbraum ergänzen sich grundsätzlich gut. Gerade über links kam Schalke in der Anfangsphase häufig. Dieses Duo sollte man im Auge behalten.

Das hohe Pressing bildete aber eher die Ausnahme und Schalke verteidigte häufig im 4-4-2 Mittelfeldpressing, wie in Berlin. Da gab es aber durchaus ein interessantes Detail in der Pressingstruktur: Der Hoffenheimer Flügelverteidiger wurde nicht vom Schalker Flügelspieler angelaufen, sondern vom Außenverteidiger. Die Flügelspieler haben dagegen den Auftrag bekommen, sich etwas enger zu halten und so die Hoffenheimer Offensivspieler im Deckungsschatten zu haben. So sollte vor allem verhindert werden, dass Hoffenheim-Star Kramaric die Bälle in seinem geliebten linken Halbraum erhält. Diese enge Struktur führte unter anderem zu Harits Ballgewinn vor dem 3:0.

Schalker Mittelfeldpressing. Harit hält Baumgartner im Deckungsschatten, Kolasinac rückt bei Bedarf auf Gacinovic. In dieser Situation fängt Harit Vogts Pass ab.

Sonst war Schalke rein strategisch so ausgerichtet wie sonst auch: Es sollte schnellstmöglich zum gegnerischen Tor gehen, dafür wurde häufig der lange Ball auf Hoppe gewählt. Die Struktur in Ballbesitz war dem Vertikalfokus entsprechend: Die 4 Offensiven (Harit, Schöpf, Uth, Hoppe) standen meist enorm hoch, ohne Anbindung „nach hinten“ (an die Doppel-6). Die braucht es aber auch nicht, wenn man ohnehin nur lang aufbaut. Hoppe war in den Kopfballduellen nicht ganz so hoffnungslos unterlegen wie letzte Woche gegen Alderete, aber das ist bei ihm definitiv noch ausbaufähig.

Nach dem guten Start der Gross-Elf übernahm immer mehr die TSG aus Hoffenheim. Sie sammelte Ballbesitz (obwohl auch das Hoffenheimer Spiel sehr vertikal und auf direktes Spiel an die letzte Linie ausgelegt ist) und Schalke wurde zum Teil sehr hinten reingedrängt, hatte keine Entlastung mehr, verlor die Bälle enorm schnell.

Hoffenheim spielte gefällig und kam in Person von Bebou und dem nach links ausweichenden Kramaric immer weiter nach vorn. Hoffenheim erspielte sich riesige Chancen und nur der überragende Fährmann verhinderte den Rückstand für S04. Es lief also erstmal wie immer: Nach einem guten Start verliert Schalke die Kontrolle. So lief das gegen die Hertha und oft auch unter Baum. Mit etwas Pech ist das Spiel zur Pause durch, und zwar zugunsten der TSG.

Doch diesmal ging Schalke nicht in Rückstand, sondern überraschend in Führung. In der 42. Minute wurde die enorm weit aufgerückte Hoeneß-Elf ausgekontert. Harit mit einem perfekten Ball in die Tiefe (nicht zum letzten mal), Hoppe mit einem perfekten Lauf in die Tiefe (auch nicht zum letzten mal). Von da an ist der Spielverlauf kaum noch zu erklären. Schalke machte 3 mal das fast baugleiche Tor: Ballgewinn im Mittelfeld, Umschalten, Harit steckt durch, Hoppe trifft.

Diese eiskalten Konter waren allerdings auch nur unter gütiger Mithilfe der Hoffenheimer möglich. Beim 2:0 war der Raum vor der 5er-Kette sehr schlecht besetzt (also eigentlich gar nicht), wodurch kein Druck auf den überragend aufspielenden Amine Harit ausgeübt werden konnte. Hoppe verzögerte stark, lief im Bogen, stand dadurch nicht im Abseits und veredelte Harits Vorarbeit. Vorm 3:0 dagegen spielte Vogt einen indiskutablen Pass in Harits Fuß (da war übrigens wieder die enge Position der Außenspieler zu sehen) und … der Rest ist klar, Harit und Hoppe zum 3.. Zum Abschluss belohnte sich der Mann des Spiels noch mit einem eigenen Treffer zum 4:0. Und was war das? Klar, ein Konter.

Fazit

Schalke kontert sich zu einem 4:0. Man darf allerdings nicht vergessen, wie die 1.Halbzeit lief. Schalke holt zwar einen wichtigen Sieg, dennoch darf dieses Ergebniss nicht über den eigentlichen Leistungsstand hinwegtäuschen, nach xG gewann Schalke das Spiel nur knapp (2,1 zu 1,8). Aber was macht Mut? Zum einen die psychologische Komponente. Dieser Sieg kann Kräfte freisetzen und etwas Selbstvertrauen zurückbringen.

Zum anderen hat man seit langem mal wieder gesehen, was für Möglichkeiten in diesem Kader stecken. Amine Harit zum Beispiel ist in Top-Form ein unfassbar guter Fußballer. Das hatte man fast schon vergessen, am Samstag stellte er es endlich unter Beweis. Matthew Hoppe konnte erstmals überzeugen. Zwar nicht in allen Bereichen, er hat noch Schwächen. Aber das Timing der Laufwege ist schon sehr gut und kann im Konter-Fußball sehr wichtig werden. Ein Kolasinac hat auch gezeigt, dass er sehr weiterhelfen kann. Es gibt also einige Mutmacher für Königsblau. Aber dennoch kann man dem Trainer nur Recht geben: Es wird noch ein langer Weg, es ist nicht alles gut.

3 Replies to “Ein Sieg! FC Schalke 04-TSG 1899 Hoffenheim 4:0

  1. Der Fußball ist verrückt. Da eignen wir uns fast ein Jahr lang gelernte Hilflosigkeit an, in eurem Podcast und vielen anderen Medien wird aus guten Gründen die letzte Hoffnung in einstudierte Standardsituationen oder Glückstore gesetzt … und plötzlich gewinnen wir 4:0 mit 4 wunderbar herausgespielten Treffern. Dass Hoffenheim diese Konter durch schwaches Abwehrverhalten ermöglicht hat, stellt diese Analyse ja treffend dar. Aber es wird noch Gold wert sein, dass die Spieler jetzt endlich einmal wieder erlebt haben, was sie können.

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