Dieser Blog ist auf Fußballsprech geschrieben. Da das aber im Zweifelsfall nicht jedem geläufig ist, möchte ich hier eine kurze Einführung geben. Für mehr Details und Hintergründe und sowieso quasi als Pflichtlektüre empfehle ich das Buch von Christoph Biermann und Ulrich Fuchs: „Der Ball ist rund, damit das Spiel die Richtung ändern kann“.

Das WM SystemHerbert Chapman war in den 1920er und 1930er Jahren ein Legendärer Trainer beim Arsenal FC. Er hat unter anderem das Flutlicht erfunden, den Ball weiß zu bepinseln und den Spielern Nummern auf den Rücken zu schreiben. Aber er war auch der Erfinder des WM Systems, das seinen Siegeszug auf der ganzen Welt feierte und bis in die 1950er Jahre eines der weltweit meistverwendeten Spielsysteme war. Es wird WM genannt, weil das die Aufstellung beschreibt, wenn man Linien zwischen den Positionen zieht (3-2-2-3, siehe Bild).

Das WM-System wurde als Reaktion auf die Änderung der Abseitsregel eingeführt. Davor war die Schottische Furche (im englischen „Pyramid“ genannt) standard, eine 2-3-5 Formation. Aus dieser kommt auch die Nummerierung. Es gab zwei Verteidiger (Rückennummern 2 und 3), davor das Mittelfeld aus dem rechten Außenläufer (Nr. 4), dem Mittelläufer (5) und dem linken Außenläufer (6), und ganz vorne die fünf Offensivkräfte, alle ziemlich auf einer Linie, Rechtsaußen (7), halbrechter Stürmer (8), Mittelstürmer (9), halblinker Stürmer (10) und Linksaußen (11).

Die Schottische Furche und das WM waren so einflussreich, dass die Feldaufteilung heute noch darauf zurückzuführen ist. Man beachte allein die Nummer 9, die heute noch stellvertretend für Mittelstürmer steht (nicht zuletzt darum redet man auch so häufig von einer „falschen 9“), oder die Nummer 5 die später für Liberos reserviert war (etwa Beckenbauer).

Die Einteilung eines Fußballfeldes.Das Fußballfeld wird generell eingeteilt in Räume, die nach den Spielerrollen benannt werden. Direkt vorm Torhüter befindet sich die Abwehr-Kette. In der Bundesliga ist das heutzutage eine 4er-Kette (die Ralf Rangnick 1998 so legendär im Sportstudio erklärt hat), es könnten aber genauso gut auch 2, 3 oder 5 Spieler sein, oder wie viele auch immer.

Direkt davor postiert sich der defensive Mittelfeldspieler, klassisch mit der Nummer 6. Heute spricht man gern von einer Doppel 6, wenn der Bereich von zwei Spielern gleichzeitig bevölkert wird. Meist ist der 6er nicht nur Ausputzer und Zerstörer des gegnerischen Angriffs, sondern auch Schlüsselspieler für das eigene Aufbauspiel.

Die Nummer 8 ist ein offensiv ausgerichteter Spieler im defensiven Mittelfeld oder ein defensiv ausgerichteter Spieler im offensiven Mittelfeld. Die Grenze ist nicht immer klar definierbar, vielmehr ist ein 8er ein Zwischending zwischen 6er und 10er, der sich im Halbfeld tummelt.

Der Spielgestalter, Taktgeber, Kreativspieler oder das Herzstück des Angriffsspiels trägt traditionell die Nummer 10 (man denke an Diego Maradonna oder heute Mesut Özil). Der 10er spielt direkt hinter dem Stürmer oder den Stürmern im offensiven Mittelfeld und ist für die sogenannten tödlichen Pässe und Geistesblitze zuständig.

Die Einteilung eines Fußballfeldes

Neben den Strafräumen und den Spielfeldhälften gibt es auf einem Fußballfeld keine markierten Bereiche, darum werden Räume nach den Spielerrollen benannt, die sich da typischerweise rumtreiben. So kann auch etwa ein Innenverteidiger mal in den 10er Raum vorstoßen oder ein Stürmer lässt sich in den 6er Raum fallen. Beides ist regelmäßig zu beobachten.

Abgesehen von Flügel (also dem Spielfeldrand ohne Tor in der Mitte), der Grundlinie (dem Spielfeldrand mit Tor in der Mitte) und dem Zentrum (der Bereich von Strafraum zu Strafraum, ungefähr so breit wie ein Strafraum oder der Mittelkreis) gibt es noch die Zwischenbereiche. Das Halbfeld ist der Bereich zwischen Mittelkreis und Strafraum. Flanken aus diesem Bereich sind schwer zu verwerten, aber leicht zu verteidigen, darum auch selten gern gesehen. Der Halbraum ist der Bereich zwischen dem Flügel und dem Zentrum. Wenn ein Spieler auf dem Flügel steht und einer im Zentrum ist dazwischen genügend Platz, die Wichtigkeit des Halbraums steigt mit immer stärkeren Spielfeldverengungen.

Zusätzlich wird das Spielfeld als solches meist in drei Abschnitte unterteilt, vom eigenen Torhüter aus Richtung gegnerisches Tor (also von hinten nach vorne) gesehen das Defensiv- oder Abwehr-Drittel, das Mittelfeld-Drittel um den Mittelkreis herum und das Angriffs-Drittel.

Nach diesen Abschnitten wird auch das Pressing benannt. Da ein Pressing über das ganze Feld nicht realistisch ist, fokussiert sich eine Mannschaft meist auf einen Bereich. Es wird dann unterschieden zwischen Offensiv-, Mittelfeld- und Defensiv-Pressing.

Außerdem kann eine Verteidigung tief stehen, sich also direkt vor dem eigenen Torhüter aufbauen, und einzelne Spieler sehr hoch agieren, also recht nah am gegnerischen Torhüter.

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