In einem mäßigen Spiel war Schalke das mäßigere Team. Merkwürdige Raumbesetzung im Ballbesitz und eine sich nicht wirklich gut ergänzende Offensivabteilung sorgten bei Schalke für wenig Durchschlagskraft und viel Konteranfälligkeit. Streich hatte sein Team im heimischen Stadion im 4-4-2 auflaufen lassen, Weinzierl hatte sich für ein 4-2-3-1 entschieden. Freiburg kann ganz viel Laufen und Pressen, und Kontern können sie auch, Schalke wiederum hadert immer noch mit dem Ballbesitzspiel. Die Analyse kommt heute mal mit weniger Paint und dafür mehr Frustration und Verspätung.
Schalkers merkwürdiges Spiel im Offensivdrittel
In der Schalker Aufstellung kann man einige Aspekte erkennen, die auch in den letzten Wochen zu sehen waren. Goretzka spielt als Zehner, dahinter eine Doppelsechs Stambouli und Bentaleb. Die Außenverteidiger sind mit Coke und Kolasinac potentiell sehr offensiv. Burgstaller davor weicht viel auf die Außen aus. Dadurch, dass Meyer jedoch nicht spielte, sondern auf links Konoplyanka spielte, ging den Königsblauen beinahe jegliche Kreativität im letzten Drittel ab. Goretzka ist da nicht schlecht, aber eben besser als Verbindungsspieler, am Strafraum trifft er häufig die falschen Entscheidungen. Caliguri und Konoplyanka agieren als Flügelspieler sehr linear und starr, da gibt es dann auch wenig Synergieeffekte mit Burgstallers Ausweichen. Der geht dann auf den Flügel raus und unterstützt, aber niemand reagiert so richtig darau und das Zentrum verwaist. Man hat dann zwar Überzahl erzeugt, aber weiß nichts damit anzufangen.
Coke versuchte das auf Rechts teilweise mit inversen Läufen ins Zentrum zu kompensieren, doch dadurch entstanden einfach sehr unabgesicherte Staffelungen, da Caliguri und Burgstaller dann relativ weit vorne standen, und Coke die Außenverteidiger-Position räumte. Dahinter war dann Raum für Konter offen, weswegen Coke diese Läufe nur sehr selten durchführte. Meistens wurden die Offensivaktionen zu extrem unverbundenem Stückwerk, das irgendwie isoliert passierte und das nicht durch andere Laufwege ergänzt bzw. unterstützt wurde. Wichtige Zonen im letzten Drittel blieben unbesetzt und selbst wenn es gute Staffelungen gab, wurden die nicht wirklich genutzt, sondern man versuchte einfach Angriffe irgendwie durchzudrücken. Man fand nur wenig den Weg in die Freiburger Formation und man traute sich auch nicht so richtig diesen Weg zu suchen. Aber nicht nur in den höheren Zonen gab es Offensivprobleme, sondern auch schon tiefer.
Schalkes merkwürdiges Aufbauspiel
Denn es gab in diesem Spiel auch gewisse Parallelen zum Leipzig-Spiel, und zwar im Spielaufbau. Bentaleb kippte erneut auf Links sehr weit raus, während Coke teilweise merkwürdig tief blieb. Goretzka versuchte auch nicht von der Zehnerposition den Achterraum zu unterstützen, sondern hatte wohl die Aufgabe im vorderen Drittel die Flügel zu unterstützen. Dadurch bildete sich erneut ein Loch um Stambouli. Schalke wurde dadurch auf die Flügel abgedrängt und die Verbindung über das Zentrum kappte, außerdem war man zentral offen für Konter. Gegen Leipzig hatte ich vermutet, dass wir es mit einem erneuten Auftreten einer alten Schalker Angewohnheit zu tun haben. Nach diesem Spiel könnte ich mir jedoch auch vorstellen, dass wir es mit einer bewussten Entscheidung Weinzierls zu tun haben. Eventuell soll so das starke Mittelfeldpressing der Leipziger und Freiburger umgangen werden. Das Problem ist nur, dass Schalke nicht die Mechanismen hat diese Angriffe dann vorne durchzudrücken. Am gefährlichsten wurde man noch nach Verlagerungen von Bentaleb in den rechten Halbraum, beziehungsweise auf Caliguri. Weiterhin loben kann man das ganz tiefe Aufbauspiel gegen Freiburgs hohes Angriffspressing, da löste man die Situationen häufig sinnvoll auf.
Schalkes merkwürdige Verteidigung
Muss ich dazu noch was sagen? Konter verteidigen ist allerdings auch schwierig, wenn man im Offensivspiel alle Spieler aus den Zentrum rauszieht.
Schalkes merkwürdiger Konoplyanka
Konoplyanka ist kein schlechter Spieler. Ich würde sagen, dass er insgesamt eher schlecht gespielt, aber seine Fähigkeiten im Dribbling und im Torschuss sind so stark, dass ich ihn nicht als schlechten Spieler bezeichnen kann. Sein Bewegungsspiel finde ich aber teilweise wirklich sehr bizarr. Defensiv geht es sogar, aber seine Positionierungen vorne wirken teilweise so, als würde er überhaupt nicht mitbekommen, wo seine Mitspieler gerade stehen. Wenn Konoplyanka auf Schalke bis jetzt einen signature-move hatte, dann wohl den Ball auf Außen anzunehmen, alle Mitspieler zu ignorieren und dann diagonal in den eigenen Sechserraum zu dribbeln und dort den Ball abzugeben. Bei der 0:3 Niederlage gegen Bremen hat er das noch besser gemacht als gegen Freiburg.
Irgendwie muss er ja auch bei Sevilla funktioniert haben, wieso als nicht bei Schalke? Prinzipiell halte ich ja die Spanische Liga für keineswegs schwächer als die deutsche, doch eventuell wird da häufig höher und riskanter aber weniger kompakt gepresst, was es für Konoplyanka ermöglicht seine Dribblings zielgerichteter einzubringen. Auch auf Schalke könnte er als Flügelspieler funktionieren, wenn man zum Beispiel über rechts aufbaut, ihm dadurch dann auf links Raum öffnet und ihn dann so anspielt, dass er gleich ins Dribbling gehen kann. Das dumme ist halt, dass mit Bentaleb der Motor des Schalker Spiels hinter ihm spielt und wir dadurch natürlich viel über links aufbauen – Konoplyanka ist dann häufig in Aufbausituationen eingebunden in denen es wenig Sinn ergibt zu dribbeln oder zu schießen. Meistens macht er dann halt einfach irgendwas. Zum Beispiel in den Sechserraum dribbeln. War ein Problem in den meisten Spielen diese Saison, wird aber noch schlimmer, wenn wir das Zentrum völlig aufgeben. Am besten hat er auf Schalke meiner Meinung nach als Stürmer im 5-3-2 funktioniert, einfach nur weil er da häufiger in Strafraumnähe an den Ball kam.
Schalkes merkwürdige Umstellungen
In der Halbzeit kam dann Huntelaar für Stambouli. Immerhin wurde dadurch Goretzka Verbindungsspieler im Zentrum, es gab da also schon etwas mehr Präsenz. Huntelaar und Burgstaller könnten meiner Meinung nach durchaus zusammen funktionieren, gerade vor einer Doppelzehn Avdijaj und Meyer (oder alternativ Goretzka und Avdijaj) in einem 4-2-2-2, in dem sich die Flügel eben zehnermäßig sehr viel ins Zentrum orientieren und Burgstaller auf Außen ausweicht. Wenn dann aber Caliguri und Konoplyanka irgendwo auf dem Flügel festkleben (Hyperbel!), dann fehlen einfach völlig die Zehnerraumbesetzung und die Kreativität. So wurde eine Verbesserung (Achterraum) durch eine Verschlechterung (Zehnerraum) aufgehoben. In der 61. kam dann Avdijaj für Konoplyanka. Wie gut es für den Jungen ist, dass seine Einsätze hauptsächlich darin bestehen in hoffnungslosen Situationen eingewechselt zu werden, in denen es darum geht die Saison noch irgendwie zu retten, sei mal dahingestellt. Aus taktischer Sicht ergab der Wechsel schon Sinn und Schalke war dann kurzfristig auch etwas besser, aber letztendlich viel zu hektisch, um sich noch Chancen herauszuspielen. Weinzierl zog daraus wie so häufig die pragmatische Schlussfolgerung, dass man es doch über die Brechstange, lange Bälle und Kopfbälle versuchen könnte und brachte di Santo. Für Schalker Torgefahr reichte das nicht, aber doch für ein paar Freiburger Konter.
Schalke stirbt in Pragmatismus
Es ergibt ja schon Sinn, wenn man im Zentrumsspiel noch nicht auf dem nötigen Level ist, sich mehr auf die Flügel zu fokussieren. Es ergibt ja schon Sinn, bei Problemen im Ballbesitz mehr auf Schnellangriffe und Konter zu setzen. Es ergibt ja schon Sinn, immer wieder auf die Brechstange zu setzen, wenn es mit Kombinationen nicht klappt. Leider ergibt es dann aber auch Sinn, dass man sich in Folge dieser ganzen pragmatischen Entscheidungen nicht weiterentwickelt. Für Weinzierls Rauswurf möchte ich damit nicht plädieren. Es war für ihn das erste Jahr bei einem Top-Verein und mehr als bei jedem anderen Schalker Trainer in den letzten Jahren (di Matteo eventuell…) konnte zumindest ich bei ihm den Willen zu tiefergreifenden Veränderungen sehen. Nächstes Jahr mit Einfachbelastung wird Weinzierl viel besser imstande sein, mit der Mannschaft zu arbeiten, und die Spieler und das System weiterzuentwickeln. Vielleicht können ja auch mal weniger Spieler ausfallen. Diese Kombination aus „Welpenschutz“ und vielversprechenden Ansätzen sollte uns jedoch nicht daran hindern, das zu kritisieren, was schiefläuft.
Mal zu was anderem. Es könnte sein, dass ein gewisser Autor auf dem besten Schalker Taktikblog der Welt (sogar des Universums) nächste Woche eine Analyse zu einem gewissen Europe-League Finale veröffentlicht. Könnte sein, dass es sich um eine Analyse eines Spieles in Mailand handelt. Mal schauen 😉
Hm ………….
Aber trauen wir W. dies zu? Warum Badstuber und Kehrer dafür draußen? Vollkommen unverständlich.
Sein Umgang mit Meyer, den ich sehr wohl kritisch sehen. Er ihm aber nicht gerade den jungen Rücken stärkt?
Seine Aussage zur Qualität der Mannschaft? Wird ihm nicht viel Sympathie eingebracht haben. Ähnelte dem Ende der Ära Di Matteo. Bin sehr auf das Spiel gegen den hSV gespannt. Ohne sehr gute Leistung wird es glaube ich sehr eng für ihn.
“ Es war für ihn das erste Jahr bei einem Profi-Verein …“
Ist das als Witz gemeint oder die aroganteste Aussage des Internets? Augsburg steht gerade mal drei Plätze hinter Schalke…
Beides kann ich zumindest verneinen. Ich muss aber eingestehen, dass es sich um einen unglaublich dummen Fehler handelt, den ich nicht wirklich erklären kann. Eigentlich sollte da „Top“-Verein stehen. Da kann man jetzt auch wieder drüber streiten, aber es ist zumindest keine völlig bizarre Aussage.
Danke, dass du mich drauf hingewiesen hast!
paar cents:
kono ist kaum noch realistisch zu bewerten. vielmehr sollte seine persönliche situation als der vergleich spanische und deutsche liga herangezogen werden. ich seh die deutsche auch nicht so stark, wie manch andere.
avdijajs entwicklung find ich leicht bedenklich. wirkt sehr nervös und überhastet, nicht so wie ich ihn kenne.
der spielaufbau war phasenweise absolut lahmarschig, mutlos, starr und geprägt von mangelnder bewegung und einfallslosigkeit.
beim vergleich zu freiburg konnten einem auch folgende dinge auffallen: zielstrebigkeit, schnelligkeit, kreativität und mut, trotz nervöser phasen mit leichten fehlern. mir hat sehr imponiert, wie die breisgauer immer wieder für viele überraschungsmomente im angriffsspiel gesorgt haben.
an weinzierls willen mag es auch nicht liegen, aber wenn es nach einer saison immernoch nicht klappt den spielern zu vermitteln, wie gespielt werden soll, dann liegt schon etwas mehr im argen. auch der immerwiederkehrende hinweis auf die schwäche der eigenen leute ist nicht eindeutig positiv zu bewerten.
Elias, erst einmal vielen Dank für Deine Einschätzungen. Ich kann im Laufe der Saison leider in vielen Bereichen keine konstante Weiterentwicklung der Mannschaft beobachten. Zwar ist die Verteidigung um einiges stabiler und konsequenter als in den letzten Jahren, in der gegnerischen Hälfte findet aber – bis auf wenige Lichtblicke – kein Fußball auf entsprechendem Niveau statt, um sich für Europa zu qualifizieren. Es fehlen, wie schon in den letzten Jahren Schnelligkeit, Kreativität, Passgenauigkeit und Glück, was man sich erzwingen muss. Es sind kaum Mechanismen erkennbar, wo man sagen kann, dass ist das typische Schalker Spiel. Ich persönlich bin der Meinung, wenn man neue Spieler, wie z.B. Kono dazu holt, dann muss ich doch auch ansatzweise wissen, wie ich den Spieler in die Mannschaft und in mein Spiel integrieren kann. Aber das funktioniert nach einer ganzen Saison nicht mal ansatzweise!!! Avdijaj aufgrund seiner Unerfahrenheit auf BL-Niveau ständig als Joker zu bringen ist ebenfalls völlig daneben. Dass funkt nur bei entsprechender Erfahrung (siehe Petersen, Pizarro etc.). Der will natürlich in den wenigen Minuten zeigen, was in Ihm steckt und ist völlig überdreht. Das ständige vor der Presse gegen die Spieler schießen nach den Spielen finde ich auch menschlich total daneben. So macht sich jeder Chef bei seinen Mitarbeitern unbeliebt. Das gehört sich unter vier Augen geklärt. Auch gegen Freiburg sagte er nach dem Spiel, dass seine Spieler seinen
Vorgaben nicht gefolgt sind. Das ist eigentlich ein Armutszeugnis für den Trainer.
Bzgl. Weinzierl bin ich sehr zwiegespalten und das schon von Anfang an (siehe mein Kommentar von der letzten Saisonzusammenfassung). Ich frage mich, was ein erneuter Trainerwechsel bedeuten würde. Der muss wieder neu anfangen Club und Spieler kennen zu lernen und ein Spielsystem entwickeln. Dadurch geht wieder Zeit verloren. Aber so geht es nicht weiter. Jetzt zählt es gegen HSV und Ingolstadt zu gewinnen und zu überzeugen. Sollte dies nicht der Fall sein, so würde ich einen neuen Trainer befürworten. Schlimmer geht es dann eh nicht mehr, Leider.
Ich möchte mir mal nur einen Punkt über die Notwendigkeit herausgreifen, eine Idee zu haben, wie man Spieler integrieren möchte. Da muss man doch auf das Problem der Verletzungen verweisen, es mag sein, dass Weinzierl recht genaue Vorstellungen hatte, wie er Konoplyanka einbinden wollte, die aber aufgrund der Verletzungen von verschiedenen Spielern nicht realisierbar war.
Da gebe ich Dir zum Teil recht. Konoplyanka ist jedoch nicht mal ansatzweise eingebunden gewesen. Er war ein totaler Fremdkörper. Es waren und sind viele Spieler verletzt, das Stammpersonal (Fährmann, Höwedes, Nastasic/Badstuber, Kehrer, Kolasinac, Stamboli, Bentaleb, Goretzka, Meyer, Geis, Schöpf, Choupo-Moting) war aber i.d.R. an Bord. Da hätte man schon ein bisschen mehr erwarten können.
Badstuber, Caliguri, Kolasinac und Konoplyanka waren Totalausfälle an diesem Tag. Das kann keine Taktik und kein Goretzka der Welt auffangen. Interessanterweise haben mind. drei dieser vier Spiel keine Zukunft auf Schalke und hätten von einem UEFA-Cup-Platz nicht profitiert. Dieses Quäntchen weniger Einsatz reicht gegen eine Mannschaft wie Freiburg. Eigentlich wird sich erst JETZT zeigen, wie ernst Heidel und Tönnies die Umbruchbereitschaft wirklich meinen: Wenn Goretzka gehalten werden wird und MW einen Sommer lang in Ruhe mit einem neuen Team rund um Fährmann, Benni, Coke, Goretzka, Schöpf trainieren kann: Das wäre Mut. Christian Fuchs hat in einem Interview über die Meistersaison in Leicester gesagt, Training würde deutlich überbewertet. Eigentlich hätten sie nur zweimal die Woche gespielt und ansonsten Spaß gehabt. Das mag stimmen, aber MW muss einmal in Ruhe Zeit haben, dem Team zu vermitteln, was er eigentlich will. Und: Er lernt doch auch von Jahr zu Jahr. Ihm jetzt den Rücken zu stärken könnte ein tolles Teamgefühl hervorrufen: Schaut her, die Scheiße haben wir uns eingebrockt, jetzt kommen wir da gemeinsam wieder raus. Ich würde es ihm und dem Team gönnen.
Das würde ich mir auch wünschen, bin da aber sehr skeptisch. Denn mit öffentlichem Kritisieren bringt man keine Mannschaft auf seine Seite, das gehört sich nämlich nicht (erst recht nicht von kleineren Menschen, welche dementsprechend auch was zu bedeuten haben 😉 ). Man wird in den nächsten beiden Spielen sehen, ob die Mannschaft noch Bock hat mit Weinzierl den Weg zusammen zu gehen.
Hallo Elias,
Danke für deine Analyse des Spiels, man kann rauslesen, dass das Spiel an dir genagt hat, umso mehr freut es mich das du versucht hast das Spiel sachlich aufzubereiten. Ähnlich wie du empfinde ich das Schalker Ballbesitzspiel als nicht ausgereift um nicht zu sagen problematisch. Auch ich habe mich geärgert über die sehr pragmatischen Wechsel angefangen bei Huntelaar für Stambouli – das ist so ein Wechsel der Sinn machen könnte aus zwei Gründen. Stambouli hat einfach nicht funktioniert, da kann ich schon verstehen das einer unserer drei Mittelfeldakteure aushewechselt wird. Auch würde es Sinn machen einen Huntelaar bei einem zwei Tore Rückstand einzuwechseln mit dem Ziel offensiver aufgestellt zu sein und jemanden zu haben der die sich die ergebenden Chancen nutzen kann. Leider war jetzt nicht die Chancenverwertung oder das Spiel im gegnerischen 16ner unser Problem sondern das Kreieren von Chancen oder (nützlichen) Räumen. Das sah echt mies aus zwischenzeitlich. Aber jetzt mit einigen Tagen Abstand vom Spiel und in einem ruhigerem Gemütszustand frage ich mich wie hätte man besser reagieren können um das Problem anzugehen. Um ehrlich zu sein glaube ich nicht mehr, dass man es hätte lösen können. Nicht mit den Spielern die auf dem Feld oder der Bank waren und nicht ohne das Spielsystem vollständig zu verändern. Und hier unterscheidet sich meine Meinung zu deiner, ich glaube nicht das man andere Möglichkeiten hatte ausser die genannten pragmatische „Lösungen“. Ich mein welche Möglichkeiten hat man da in der Situation – gar nichts ändern geht nicht, dafür waren die erste Halbzeit zu schlecht und eine gute Lösung hat man nicht, dafür sind zuviele (oder sogut wie alle) dynamische Lösungen im Lazarett. Ich glaube da würde ich auch als Trainer die pragmatische Lösung wählen. Eine Sache die mir auch einwenig zu kurz angerissen wurde ist der Ideale Spielverlauf für Freiburg ( erster Schuss ein Tor gefolgt von einem Elfmetertor 9 Minuten danach). Danach weißt du das Freiburg den Beton anmischen wird und nur noch Kontern will und du noch 3 Tore einholen musst für die Euro League. Um meinen eigenen Faden nicht zu verlieren will ich sagen, dass ich das Spiel nicht zuhoch hängen würde. Zuviele Schalker hatten einen schlechten Tag, keine Alternativen auf der Bank, die Mannschaft stellt sich selbst auf und der Spielverlauf war ideal für den Gegner- da kannst du auch mal Verlieren auch wenn es gegen Freiburg geht.
Hallo 25ClicksonYoutube,
Sehr interessanter Kommentar, da weiß ich gar nicht, auf was ich eingehen soll! 🙂
Ich stimme dir bis zu einem gewissen Grad zu, dass es in der Situation nicht möglich gewesen wäre, ohne sehr tiefgehende Umstellungen ein besseres Ergebnis zu erzielen. Ich möchte Weinzierl da auch gar nicht für sein Vorgehen verurteilen, ich habe mir in dem Artikel gerade im Fazit ein bisschen Polemik erlaubt, aber die ist auch überspitzt gemeint. Ich finde, dass Weinzierl allgemein in dieser Saison zu pragmatisch agierte (ähnlich wie auch di Matteo 14/15) und dass ein solches Verhalten dann insgesamt der Weiterentwicklung der Mannschaft entgegensteht.
In Bezug auf dieses Spiel könnte ich mir schon einige Dinge vorstellen, die man anders hätte machen können und die man im Angesicht des Ergebnisses auch hätte versuchen können. Damit möchte ich nicht sagen, dass Weinzierl unfähig ist, weil er sich für eine andere Vorgehensweise entschieden hat, und schon gar nicht, dass ich mehr von Fußball verstehe als er, es geht mir nur darum, dass es mutigere Wege gegeben hätte, denen die pragmatische Option vorgezogen wurde. Man hätte formativ von Anfang mit einem 4-2-2-2 mit Konoplyanka und Burgstaller als Stürmerpaar und Goretzka und Avdijaj als sehr invers agierenden Flügel spielen können. Es hätte dann zwar keinen wirklichen Nadelspieler gegeben, aber über Bentaleb und Goretzka (der in der eigentlich Partie ja vom Spielaufbau abgeschnitten war), hätte man mit Sicherheit in Strafraumnähe kommen können. Dort hätten dann Avdijaj, Burgstaller und Konoplyanka gewartet, letzterer wäre durch eine zentrale Position denke ich auch deutlich effektiver geworden, als er es de facto war. So eine Aufstellung wäre zugegebenermaßen ziemlich ausgefallen gewesen und auch durchaus riskant, aber Weinzierl hat gegen Ajax mit Meyer als inversem Flügel und Goretzka+Burgstaller als abwechselnd pendelner und das Zentrum besetzender Kombi, sowie offensivem Kolasinac auf links und defensivem Riether auf rechts bereits ähnlich ausgefallene Synergien erzeugt. Auch Caliguri und Burgstaller als Doppelsturm, der völlig auf eine Seite verschiebt, wobei das Zentrum von Goretzka oder Schöpf nachbesetzt wird, ist nicht gerade Standardlehrbuch. Dass wir diese Art der ausgefallenen Aufstellungen und Synergien bei Schalke nicht häufiger sehen, stört mich übrigens auch hauptsächlich deswegen, weil ich das bei Ausgburg als Weinzierls größte Sträke erlebt habe. Das gibt mir das Gefühl, dass er sich aus Gründen des Pragmatismus selbst einschränkt.
Eine Sache, bei der man vielleicht realistischer Weise eine andere Herangehensweise hätte erwarten können, war die Zentrumsbesetzung. Wenn man sich hinten mit nahezu identischem Personal (und Coke ist spielstärker als Riether) aus dem Pressing von Ajax Amsterdam befreien kann, indem man das Zentrum besetzt, dann sollte das auch gegen Freiburg möglich sein. Natürlich riskiert man dann auch Fehlpässe im Spielaufbau, doch wenn man das Zentrum so freilässt, dann kann man auch nicht darauf hoffen, Freiburg defensiv und offensiv wirklich zu kontrollieren. Natürlich ist es riskant so zu spielen, aber man hat eben gegen Ajax auch gesehen, dass man auf diese Weise sehr erfolgreich und stabil agieren kann (der Zusammenbruch kam dann ja wieder als man nach dem 3:0 auf sehr pragmatisches Spiel mit Flügelspiel und langen Bällen umstellte). So bleibt es dann pragmatisch gegen Freiburg auf Flügelspiel zu gehen und das Zentrum zu räumen, aber vielleicht doch nicht so erfolgsversprechend.
Trotz all meiner Einwände muss ich aber vielleicht der großen Kernaussage deines Posts dennoch zustimmen. Meine Kritik mag vielleicht berechtigt sein, aber sie ist in gewisser Weise fehlgeleitet, wenn sie sich auf dieses Spiel fokussiert, denn die Umstände in dieser Situation waren deutlich schwieriger, als in vielen anderen.
Hallo Elias,
ich will dir danke für deine schnelle Rückmeldung und das du dem Leser auch die Möglichkeit gibst sich direkt mit dir Auszutauschen, wirklich top!
Ich glaube meinen Kommentar habe ich selber etwas zu kritisch und das war nicht meine Absicht. Ich kann auch voll und ganz deinen Frust verstehen beim Verfassen der Analyse, den ähnlich ging es mir selber beim Spiel. Ist auch als Leser hin und wieder sympathisch wenn man eher den Schalker als dem Schalker-Analysten raushört, ist alles gut 😉 ! Zu der Zentrumbesetzung muss ich dir Recht geben vorallem mit der Kenntniss des Ajax-Spiels. Die ist einfach sehr sehr mies gewesen zu unkoordiniert, zu ungefährlich und zu fehlerbehaftet, vorallem da es ja im Ajax-Spiel gut funktioniert hat. Ich glaube auch das Weinzierls Aufgabe hier eine andere ist als noch in seiner Augsburger Zeit in der ersten Bundesliga. Die Aufgabe besteht bei uns darin ein Team neu aufzubauen eine Einheit, im Vergleich zu der Weiterentwicklungsarbeit in Augsburg. Problematisch ist der Hausbau immer wenn das Fundament wegbricht, und leider passiert das viel zu oft bei uns an den gleichen Stellen.
Ich denke bzw. könnte mir vorstellen, dass mit der Zeit ( falls diese ihm gewährt wird) werden wir auch wieder kreative taktische Ausrichtungen von Weinzierl, so wie man es von ihm aus Augsburg kennt, auf Schalke sehen. Ich persönlich finde die Bewertungsfrage bei Weinzierl, im Guten wie im Schlechten, sehr schwer diese Saison, was konnte er machen in Anbetracht der Möglichkeiten, bis wohin waren die Situationen in dieser Saison kalkulierbar und ab wann nicht? Wie wurde reagiert und was war möglich? Schwierige Fragen aber ich freu mich auf eure nächste Analyse!