Genauso, wie Breitenreiter es versprach, mit hohem Laufpensum und aggressivem Pressing zu spielen, über den ganzen Platz, aber gerne recht hoch, genau so spielte Mainz. Und Schalke fand kein Mittel dagegen.
Eher ein Kommentar, als eine Analyse.
Beide so…
Hüben wie drüben setzte man auf starke Mannorientierung. Die Aufstellungen spiegelten sich weitestgehend und beide versuchten sich gegenseitig auszupressen. Das Ziel lag darin einander auszukontern und schnell zum Abschluss zu finden. Ballbesitz wollte eigentlich keine der Mannschaften haben, dafür wurde recht viel gelaufen.
Mainz so…
Mainz brachte diese Spielweise souverän durch. Sie waren flexibler in ihren Manndeckungen, aggressiver in den Zweikämpfen und konsequenter im Pressing. Immer wieder schafften sie es Pressingfallen zu schnüren, in die Schalker liefen und plötzlich von allen Seiten eingekeilt wurden.
Das Spiel gegen den Ball beherrschten sie sehr gut, machten Schalke einige Probleme. Das Spiel mit Ball dagegen lief nur so Mittel. Die Konterchancen wurden selten gut ausgespielt und verfingen sich oft in der Schalker Defensive.
Schalke so…
In Mainz fand Schalke seinen Meister, zumindest was das Spiel gegen den Ball angeht. Gegen die Bayern, die Borussen (beide) oder Leverkusen sah Schalke nicht so von einer Defensive auseinandergenommen aus. Mainz bespielte die Schalker Mannorientierung und konnte so das Pressing nach Belieben ausspielen. Schalke verlor nicht nur das Gros der Zweikämpfe, Mainz schaffte es sogar, dass Schalke großteilig überhaupt nicht rein kam. Die Karnevalisten standen weit genug weg vom Gegner, so dass sie ihre Geschwindigkeitsvorteile oft nutzen konnten. Immer wieder war zu sehen, dass ein Schalker mit einer Art Hechtsprung an den Ball wollte, oder den Ball am Gegner vorbeilegen wollte und ein Mainzer sich den Ball dann einfach vorbei legt und komplett frei steht, weil der Schalker inzwischen weit weg in der anderen Richtung steht/liegt.
Letztlich lag es an der stets starken Schalker Defensive, dass ein deutliches Ergebnis vermieden wurde. Ich glaube keines der 3 Tore in diesem Spiel darf unter normalen Umständen fallen. Die wenigen Schüsse die innerhalb des Strafraums abgegeben wurden, waren eigentlich nicht das was man eine gute Torchance nennen kann.
Schalke merkte früh in der Partie, dass es eine Pressingschlacht verlieren würde und zog sich zurück. So verteidigte Königsblau recht tief und versuchte immer wieder Nadelstiche zu setzen und schnell herauszurücken. Das funktionierte nur so mittel. Denn einerseits, fanden die Mainzer über ihre flexible Mannorientierungen ein gutes Mittel gegen die Diagonalläufe von Sané und das Zirkuläre Spiel von Belhanda, und andererseits schaffte Schalke es wieder einmal nicht seine Konter sauber auszuspielen.
Insgesamt ließ Schalke sich vom Mainzer Pressing mächtig den Schneid abkaufen. Immer wieder waren simple Ballverluste zu sehen, unsaubere Pässe oder Ballannahmen. Das sonst so pressingresistente Mittelfeld schien zum Teil regelrecht in Panik und fand nur selten Mittel sich von dem Druck zu befreien.
Der Schalker Spielaufbau
Doch lenken wir unseren Blick auf etwas, aus Schalker Perspektive, erfreuliches: Den Spielaufbau.
Schon zum Ende der Hinrunde kam hier Bewegung rein. Der Aufbau wurde von Geis als Quaterback weg auf den Flügel gezogen. Es ging zuletzt immer über einen der Außenverteidiger. Hier wurde erstmals auch wieder Geis konsequenter dazugezogen. Also ging der Aufbau jetzt situationsbedingt über links, rechts oder durch die Mitte. Das funktionierte nicht nur Großartig, sondern war auch bitter nötig um das Mainzer Pressing im Spielaufbau zu umschiffen.
Herausheben möchte ich hier Johannes Geis. Besonders zu Beginn der Saison habe ich hier regelmäßig negativ Dargestellt, wie es am Aufbau hakt, weil alles nur über Geis läuft, er ein mieses Stellungsspiel hat und nicht Pressingresistent sei. Dazu habe ich ständig erwähnt, dass er noch Jung sei und das noch Entwicklungsfähig wäre. Nun, die Entwicklung hat Stattgefunden. Deutlich sogar. Sicherlich ist noch Luft nach oben, aber Geis machte ein grandioses Spiel. Locker, leicht, lächelnd umspielte er das gegnerische Pressing. Dabei fand er auch ohne Ball meist die richtige Position um die Mitspieler zu entlasten. Und zwar auf beiden Ebenen, zwischen den Innenverteidigern und höher zwischen den Außenverteidigern.
Insgesamt profitierte Schalke dadurch von einem extrem robusten Spielaufbau und ließ die Mainzer Pressingmaschine bis zur Mittelline etwa meist ins leere laufen.
Leroy Sané
Der Jungstar machte eine gute Partie. So ziemlich sämtliche Offensivaktionen liefen über ihn, da Meyer und Goretzka Hauptsächlich im Pressingnetz verfangen waren. Dabei war allerdings auch zu sehen, dass dessen Metamorphose zu einem jüngeren, schnelleren Choupo-Moting weiter voranschreitet. Immer wieder versuchte er mit Ball am Fuß durch ein Rudel Mainzer zu dribbeln. Was dem Eric zum Teil gut gelingt, muss der Leroy noch etwas üben. Dazu ging ihm zum Ende hin ein bisschen die Puste aus.
Ich konnte das Spiel nicht live sehen, sondern nur via Ticker und Twitter verfolgen. In der #Nerdkurve wurde viel über Sané diskutiert und geschimpft, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Denn erstens fand ich persönlich sein Spiel gar nicht schlecht und zweitens ist es Teil des Projekts Knappenschmiede, dass auf Schalke viele Jungtalente zum Zug kommen. Und es liegt in der Natur der Sache, dass es da an Erfahrung und Konstanz liegt.
Oder, wie es unser Chef-Coach im Interview mit dem Bund Deutscher Fußball-Lehrer ausdrückte:
„Mir ist es als Trainer wichtig, den Druck von den jungen Spielern zu nehmen. Weder der Verein noch die Medien sollen die jungen Spieler zu schnell zu groß machen, da gerade diese Jungs noch Formschwankungen unterliegen. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, dass die jungen Spieler wissen, dass sie Fehler machen dürfen – denn nur aus Fehlern lernt man etwas und kann sich somit weiterentwickeln. Wir müssen den jungen Spielern dieses Vertrauen schenken bzw. geben. Andererseits bekommen die Jungs von mir auch klare Ansagen, wenn ich das Gefühl habe, dass sie nicht alles für den Erfolg geben bzw. zu schnell zufrieden sind und somit zu wenig aus ihren Möglichkeiten machen.“
– André Breitenreiter, Oktober 2015, Interview im BDFL Journal
Fazit
Schalke fehlt noch einiges um einer Mannschaft die spielt wie Mainz an diesem Tag Paroli bieten zu können. Starkes Pressing und die eigene Mannorientierung bringt Schalke aus dem Tritt. Dazu noch das anhaltende Problem eigene Konter nicht sauber auszuspielen und es sieht düster aus. Mannschaften, die solche Dinge lesen und bespielen können (wie etwa Donezk oder Stuttgart) werden das sicherlich tun.