Das 1. Frauenteam des FC Schalke 04, auch bekannt als „Team Blau“, traf am Mittwochabend im Kreispokalfinale auf die Sportvereinigung Horsthausen und setzte sich mit 3:0 durch. Ein paar Beobachtungen (und Fotos) vom Spielfeldrand und am Ende mal wieder ein Blick auf den Status Quo der Abteilung.

Eigentlich war ich ja schon wieder angenervt: Kreispokalfinale der Frauen gegen die ligahöheren Titelverteidigerinnen, schon irgendwie spannend also, eine Mini-Ankündigung auf der Vereins-Homepage und bei Instagram gab es aber erst einen Tag vorher bzw. am Spieltag selbst. So ein paar Gestalten hatten sich dann aber doch an den Kunstrasen-Trainingsplatz 6 verirrt, darunter auch Peter Knäbel und Maskottchen Erwin, sowie ein Bier- und Pommeswagen. Also doch nicht alles schlecht. Trotzdem hätte ich es gut gefunden, wenn das Ganze einen etwas netteren Rahmen z.B. im Parkstadion bekommen hätte. Ich denke, wenn man den Leuten früh genug Bescheid sagt, kommen sie auch 😉

Blick auf den Kunstrasenplatz 6 auf dem Schalker Trainingsgelände, Sonnenschein, die Fahnenschwenker*innen und Trommler*innen stehen am Eingang auf den Platz hinter der Eckfahne Spalier. Die Fahnen wehen im Wind.
Blick auf den Kunstrasenplatz 6 auf dem Schalker Trainingsgelände, Sonnenschein, die Fahnenschwenker*innen und Trommler*innen stehen am Eingang auf den Platz hinter der Eckfahne Spalier. Die Fahnen wehen im Wind. Foto: Annika Becker.

Auf der anderen Seite ist man ja fast schon froh, wenn überhaupt mal was passiert, die Frauen auf dem Berger Feld kicken zu sehen, mit der Arena im Hintergrund fühlte sich schon besonders an. In der 1. Bundesliga der Frauen ist mein Verein die SGS Essen, die keinen Lizenzverein im Hintergrund hat. Darauf ist man dort sehr stolz, schaut aber natürlich sorgenvoll auf die Konkurrenz. Im Ruhrgebiet sind mit Schalke und den Gelben die ganz großen Namen des Männerfußballs aus der Region zur kommenden Saison beide in die Landesliga aufgestiegen, haben also beide noch einen weiten Weg vor sich (und landen sehr wahrscheinlich nächste Saison in der selben Staffel, Derbytime!).

Ich befinde mich da im Zwiespalt: Eigentlich habe ich keinen Bock auf eine Bundesliga der Frauen, die irgendwann genauso aussieht wie die Bundesliga der Männer und alle ihre Traditionsvereine verliert oder via Fusion als Unterabteilungen in Lizenzvereinen verschwinden lässt, andererseits titscht mich so ein Abend wie Mittwoch natürlich schon auch an.

Schalkes Kapitänin Pia Canibol mit der Nummer 6 versucht an einen Einwurf von der rechten Seite heranzukommen, im Hintergrund überragt die Arena das Spielfeld.
Schalkes Kapitänin Pia Canibol mit der Nummer 6 versucht an einen Einwurf von der rechten Seite heranzukommen, im Hintergrund überragt die Arena das Spielfeld. Foto: Annika Becker.

So war das Spiel

Das Spiel selbst war die meiste Zeit auf Augenhöhe, bei Bezirksliga gegen Landesliga ist das nicht unbedingt selbstverständlich. Wenn man sich die Tabelle in der Bezirksliga anschaut, Schalke mit 65 Punkten und einem Torverhältnis von 104:16, ist auch klar, dass die Liga aus sportlicher Sicht für Schalkes Frauen zu klein ist.

Torfrau Alexandra Stock beim Abstoß, Luisa Ott wartet an der Sechzehnerkante.
Torfrau Alexandra Stock beim Abstoß, Luisa Ott wartet an der Sechzehnerkante. Foto: Annika Becker.

Mir hat gut gefallen, dass Schalke sehr darauf bedacht war, sich aus der eigenen Hälfte heraus zu spielen, meistens funktionierte das auch gut. Die erste Halbzeit spielte sich erstmal fast nur auf der gegnerischen Seite des Platzes ab. Das erste Tor fiel schon sehr früh in der 4. Minute. Nathalie Daniele Bollmann zog ungefähr von der Strafraumkante ab und Rebecca Christina Heine kam nicht mehr ran. Bollmann war sowieso das gesamte Spiel über extrem auffällig, denn einerseits ist sie sehr schnell, andererseits aber auch sehr fleißig und tauchte fast überall auf dem Platz mal auf.

Nach ca. 20 Minuten kippte das Spiel etwas in die andere Richtung, die Sportvereinigung kam jetzt häufiger mal in Schalkes Hälfte. Leider gab es auch einen vermutlich verletzungsbedingten frühen Wechsel. Horsthausen kam im Gegensatz zum S04 häufiger über den langen Ball, aber auch hier gab es immer wieder spielerische Elemente. Wenn man etwas kritisieren wollte, dann, dass die Gastgeberinnen sich in dieser Phase schon sehr weit zurückzogen. Das 2:0 für Schalke fiel dann kurz vor der Pause, ich stand in dem Moment leider so, dass ich es nicht sehen konnte. Aber das Tor gehörte Laura Schulte.

Szene aus der ersten Halbzeit, Horsthausen möchte über Sarah Dabdoub mit der 26 aus der eigenen Hälfte spielen, sie wird unter Druck gesetzt.
Szene aus der ersten Halbzeit, Horsthausen möchte über Sarah Dabdoub mit der 26 aus der eigenen Hälfte spielen, sie wird unter Druck gesetzt. Foto: Annika Becker.

In Halbzeit zwei war Schalke dann über weite Strecken wieder das aktivere Team und spielte sich auch noch einige gefährliche Szenen heraus, vor allem über die rechte Seite. Da gab es auch einige richtig gute Flanken und Horsthausen hatte ein paar Mal Glück, dass der Ball im Sechzehner dann versprang oder an der Latte landete. Aber auch die Sportvereinigung wollte es nochmal wissen, Alexandra Stock musste ebenfalls einen Schuss an die Latte lenken.

Das Team kommt für die zweite Halbzeit neben der Eckfahne zurück auf den Platz. Unscharf im Vordergrund: Teile des Hintertornetzes.
Das Team kommt für die zweite Halbzeit zurück auf den Platz. Foto: Annika Becker.

Mit dem 3:0 von Chantal Schmitz aus der 77. Minute war dann alles klar, es gab in der Schlussphase danach nochmals eine Druckphase von Horsthausen, am Ende stand aber der verdiente Titelgewinn für Schalkes Frauenteam.

Der Status Quo

Zum Ende mal wieder ein allgemeinerer Zwischenstand: Schalkes Erste bzw. Team Blau steigt in die Landesliga auf und gewinnt den Kreispokal, in der nächsten Saison gibt es aller Voraussicht nach die ersten Derbys gegen Dortmund (ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sie in der selben Staffel landen). Die Zweite bzw. U21 bzw. Team Weiß hat sich die Meisterschaft in der Kreisklasse A gesichert, da steht noch ein Relegationsspiel aus, um den Aufstieg klarzumachen. Auch da spricht die Statistik eine deutliche Sprache: 48 Punkte, 170 Tore, 1 Gegentreffer. Im Jugendbereich gibt es eine U17 und eine U11. Es ist schon angekündigt, dass eine U13 und eine U15 hinzukommen sollen.

Dem angekündigten langsamen Ausbau der Abteilung durch sukzessive Erweiterung des Nachwuchsangebotes kommt der Verein also wie angekündigt nach. Das soll über eine Stärkung des Breitensportes in der Region laufen und auch über die Ausbildung von Trainer*innen, allerdings, so klingt es, nicht unbedingt im Verein selbst, sondern indem durch die Stiftung der Erwerb von C-Lizenzen finanziert wird.

Kommunikativ sind die Brötchen nicht mehr ganz so klein wie noch am Anfang, als das Wort „Breitensport“ über allem stand, Knäbel betont zwar nach wie vor, dass der Aufbau organisch und langsam laufen soll, aber das Wort „Bundesliga“ tauchte dann doch mal auf – das ist der Anspruch, den Schalke haben sollte. Das gemalte Szenario dazu finde ich, wenn man sich die aktuellen Entwicklungen anschaut, hingegen fast schon niedlich: Bundesliga der Frauen im Parkstadion. Klingt kultig, ist aber bei unserem Umfeld auch wieder klein gedacht, dat Dingen hat aktuell eine Kapazität von keinen 3.000 und die Bundesliga wächst. U.a. wegen der breiteren Übertragungen ab der kommenden Saison gehe ich davon aus, dass das sich das noch weiter entwickelt.

Potenziell schwierig finde ich auch eine andere Formulierung aus dem gleichen Beitrag: „Ich finde es wichtig, dass die Vereine aus der Männer-Bundesliga eine Vorbildfunktion im Fußball der Frauen übernehmen.“ Vorbild für wen? Für Männer-Teams aus anderen Ligen? Okay. Für die alteingesessenen Teams der Frauen, die durch historische DFB-Bremsmanöver nie die selben Startbedingungen hatten? Das wäre arrogant. Zumal Knäbel so etwas durch seine Verbindungen zum Fußball der Frauen wissen muss.

Die Kommunikation geht noch viel besser

Auf der Homepage hat sich seit der Neugründung vor einer Weile erfreulicherweise endlich mal ein bisschen was getan, in einem früheren Artikel hatte ich den Aufbau noch kritisiert. Jetzt ist die Abteilung nicht mehr irgendwo versteckt, sondern gut sichtbar unter „Teams“ im Hauptmenü. Mein einziger übriger Kritikpunkt dazu ist gerade, dass es „Profis“ und „Frauen“ heißt – das mag sachlich aktuell korrekt sein, wirkt aber abwertend und wird von anderen Vereinen aus diesem Grund nicht mehr so gehandhabt.

Lobenswert finde ich aber, dass vom Fußball der Frauen gesprochen wird. Und solche Artikel im Kreisel wie über Franziska Baumjohann sind nett. Dort heißt es übrigens, dass die frisch gebackenen Kreispokalsiegerinnen „künftig auch auf der Anlage im Schatten der VELTINS-Arena trainieren und spielen dürfen.“ Genau diese Art von Information würde ich gerne gut sichtbar auf der Homepage finden und nicht eher zufällig beim Blättern.

Die Inhalte auf der Website sind etwas mehr geworden, aber ich finde es noch immer dünn. Ankündigungen wann wo das nächste Spiel stattfindet und wenigstens eine kurze Zusammenfassung danach sollte schon drin sein. In den sozialen Medien gibt es nach wie vor nur den Instagram-Account, außerdem natürlich das fürchterlich unhandliche Fussball.de. Will sagen: Es muss einfacher werden, sich über die Basics zu informieren, es sei denn, es soll niemand zu den Spielen kommen.

Rein lizenztechnisch wäre übrigens spätestens ab der kommenden Saison ein Engagement für den Fußball der Frauen notwendig gewesen. Denn im Dezember 2022 legte die DFL das als ein B-Kriterium bei der Lizenzvergabe fest. Heißt: Wer keine eigenen Frauenteams oder zumindest eine Kooperation nachweisen kann, dem droht eine Geldstrafe. Das ist als Fördermaßnahme einerseits gut, andererseits wäre es für die Beteiligten, nämlich die Spielerinnen, noch viel besser, wenn die Vereine so etwas nicht halbherzig angehen, nur weil sie müssen.

4 Replies to “„… und wir holen den Pokal!“ Schalkes Frauen gewinnen den Kreispokal

  1. Toll, dass wir den Pokal geholt haben! Wie geht es dort jetzt eigentlich weiter?
    Schön, dass es über unsere 1. bei den Frauen mal ein wenig mehr zu lesen gibt.
    Danke an Annika und das Team der Halbfeldflanke.

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