Ein Spiel wie so viele in dieser Rückrunde. Taktisch unspektakulär von Schalke. Der Gegner bedient sich einfach Schema F, wie gegen Schalke zu spielen ist. Damit lässt Schalke mal wieder Punkte liegen und schafft es die Champions League zu vermeiden.
Puppenkiste Marionette schlauer als Kauenwart
Markus Weinzierl vom FC Augsburg ist ein schlauer Trainer. Er kannte die Schwächen von Schalke sehr genau und passte das eigene Spiel komplett darauf an. Es ging Augsburg von Anfang an darum geduldig zu sein und die gelegentliche Trägheit Schalkes auszunutzen. Entsprechend tief standen sie.
Schalke wurde der Ballbesitz in die Schuhe geschoben. Damit kann Schalke nämlich nicht umgehen, das hatten wir in der Vorwoche gegen Hannover schon. Schalke möchte eigentlich kontern, für strukturierte Angriffe fehlen die Bewegungsmuster. Das gruppentaktische Verhalten ist zu improvisiert und meist von Bewegungsarmut geprägt. Dazu machte Augsburg hinten dicht. Im 3-4-3, bei dem die Flügelspieler gern auch die letzte Linie verbreiterten, so dass sich eine situative 5er Kette ergab. Insgesamt schafften sie es mit dieser 7er Verteidigung ein enges Netz zu spannen, durch das Schalke keinen Weg fand.
Bei Ballbesitz wurde dann versucht schnell umzuschalten und anzugreifen. Allerdings nicht blind, sondern nur mit wenig Personal. Viel blieb hinten zur Abdeckung. Daniel Baier war der 6er, das Mastermind, und zuständig das Zentrum dicht zu halten und Angriffe einzuleiten.
De facto fand die erste Halbzeit fast komplett in der Augsburger Hälfte statt. Da die Schalker auch gut absicherten. Zumindest zu beginn. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr nahm der Wille zur Bewegung ab. Die zweite große Schwäche Schalkes, auf die Weinzierl setzte. Während es in der ersten Halbzeit noch einiges an Torchancen für Schalke gab, nahm das in der zweiten Halbzeit rapide ab. Gleichzeitig ließ man so Raum für die Gäste, die nun auch zu Chancen kamen.
Dadurch kam Schalke dann doch irgendwann man zu seinem Konter. Schaltete noch mehr zurück und im Gegensatz zum Spiel in Hannover konnte diesmal das Ergebnis nicht schlau über die Zeit gebracht werden, sondern ließ große Löcher für Augsburgs Ausgleich.
Højbjerg als 6er
Schon letzte Woche gab Pierre Emile Højbjerg den 6er. Klar, eigentlich auf der Doppel 6 mit Goretzka, der ist aber deutlich offensiver, ich werte ihn darum als 8er. Højbjerg machte sich hier deutlich besser als gemeinsam mit Geis. Im Spielaufbau belegte er Räume schlauer als zuletzt und sorgte so für Erleichterung im Spielaufbau.
Besonders auffällig war, dass er oft links neben die Innenverteidigung kippte und so Kolasinac absicherte, der aufrücken konnte. So konnte Schalke einerseits den Ball hinten sicher zirkulieren lassen und gleichzeitig eine Überzahlsituation weiter vorne erzeugen, die dann wiederrum von Goretzka abgesichert werden konnte.
Insgesamt gab er so einen passablen 6er im Spielaufbau, hatte aber Probleme schnell genug in die Defensive zu kommen. In der zweiten Halbzeit schaltete er sich mehr in die offensive ein, da wurden seine Schwächen in der Raumbesetzung wieder sehr deutlich. Gepaart mit der engen Verteidigung Augsburg und der Bewegungsarmut Schalkes, standen sich die Knappen gegenseitig auf den Füßen rum.
Höwedes auf Rechsaußen
Als ich die Mannschaftsaufstellung gesehen hab war mir klar, dass Breitenreiter aus den letzten Partien gelernt hat und Schalke wieder im 3-4-3 auflaufen lasse. Als Rechtsverteidiger sollten Entweder Caiçara als Offensivmotor oder Riether für die defensive Stabilität eigentlich die bessere Wahl sein. Besonders, da der Kapitän aus einer langen Verletzung kommt. Mit der Einwechslung des Brasilianers gab es deutlich mehr Wirbel in der Augsburger Hälfte.
Fazit
Schalke spielt Taktisch & Strategisch auf unterem Mittelklasseniveau. Wenn was nach vorne geht, dann handelt es sich meist um Einzelaktionen. Aber viel geht eh nicht im letzten Drittel, und die Chancenauswertung ist sowieso bitter. Auch ansonsten ist es Stangenware, selten inspiriert. Einzelne Teile sind taktisch immer wieder interessant, wie das Abkippen von Højbjerg oben beschrieben, doch das bleibt Stückwerk, ein großes Ganzes zeichnet sich selten ab. Dieses Unentschieden war wie viele andere Spiele dieser Saison, einfach die Schwachpunkte bespielt und Punkt(e) geklaut.
Ich bin Schalker und frustriert. Man möge es mir verzeihen. Ich gehe davon aus, dass das Hoffenheim Spiel ganz ähnlich ablaufen wird.
So lange ich auch versucht habe, geduldig zu bleiben – mittlerweile scheint es angemessen, ein Fazit zu ziehen: Auch Breitenreiter ist (wie im Grunde jeder Trainer seit Ragnick) daran gescheitert, der Mannschaft ein funktionierendes stukturiertes Offensivspiel zu verpassen. Es gab im Vergleich zu den letzten Saisons zwar immer wieder Ansätze, die mich hoffnungsvoll stimmten (Spielaufbau aus der Tiefe etc.), aber letztlich ist das Stückwerk geblieben. Kombiniert mit diese Saison suboptimalem „Glück“ in der Chancenverwertung steht am Ende womöglich eine negative Torbilanz – und damit können wir nicht zufireden sein.
Der für mich erschreckendste Moment dieser Saison war das Interview mit Neustädter hier im Blog, in dem er die Offensivtaktik im Grunde damit zusammenfasste, dass den Spielern vom Trainer viele Freiheiten gelassen würden. Mit anderen Worten: es gibt keine kohärente Taktik. Und genau danach sieht es eben seit langem auch auch, da fast alle gefährliche Momente aus Einzelantkionen resultieren. Das funktioniert aber nunmal vor allem in Umschaltsituationen, in denen der Gegner nicht richtig steht – und somit haben wir wieder das alte Problem, bei Ballbesitz in Verlegenheit zu sein.
Für die nächste Saison wünsche ich mir einen Trainer, der tatsächlich schonmal irgendwo ein Offensivkonzept entwickelt hat. Ob der jetzt Favre oder sonstwie heißt, ist mir im Grunde egal, aber bitte nicht schon wieder eine Wundertüte ohne Erfahrung in dieser Hinsicht.
Kurze gute Analyse. Mir ist gestern extrem aufgefallen, dass Huntelaar als Stürmer auch einen großen Anteil daran hat, dass wir nicht ins letzte Drittel kommen. Immer wenn mal Platz hinter der Kette wäre, um auch mal einen Ball in die Tiefe zu spielen, kommt er kurz oder versteckt sich hinter dem Gegner. Er läßt sich meiner Meinung nach auch zu häufig fallen und besetzt die Tiefe überhaupt nicht. Da wird es auch schwer Druck auf die letzte Reihe aufzubauen.
Hallo Karsten, vielen Dank für Deine Analyse.
Es war das letzte Heimspiel von Joel Matip, ohne ihn wird ein kluger Spielaufbau schwerer werden. Vielleicht war es auch das letzte Heimspiel von Breitenreiter, damit verbinde ich die Hoffnung, dass wieder verstärkt auf den Nachwuchs gesetzt wird. Immerhin hatte Breitenreiter den Mut, Höwedes nicht in der Innenverteidigung einzusetzen. Ich mag Höwedes, aber andere sind besser.
„Als ich die Mannschaftsaufstellung gesehen hab war mir klar, dass Breitenreiter aus den letzten Partien gelernt hat und Schalke wieder im 3-4-3 auflaufen lasse. “
Ähm, aber genau da hat Höwedes doch gespielt!? Also hinten rechts und nicht IV in ner 3er-Kette. Oder habe ich jetzt ein anderes Spiel gesehen?
Was mich dazu bringt, was ich schon im Königsblog geschrieben habe und was ich jetzt einfach mal hier rein kopiere, weil ich zu foul bin… 😉
Bezogen auf dieses Spiel, aber eigentlich auch die ganze Saison, fehlt mir einfach die Geilheit der Mannschaft, dieses bzw. generell Spiele gewinnen zu wollen.
Gefühlt war die Saison 2000/2001 die letzte Saison, in der man nach einer 1-0 Führung auf das zweite, dritte oder sogar vierte Tor gegangen ist.
Für mich ganz klar eine Mentalitätsfrage. Aber wie soll die Mannschaft diese Geilheit aufs gewinnen wollen auch entwickeln, wenn der Trainer in dem Spiel, welches man unbedingt gewinnen will und muss, für eine eventuelle CL-Quali, mit einem IV ohne Offensivdrang und -Qualitäten als rechtem Verteidiger spielt? Und direkt nach der 1-0 Führung einen ballsicheren, offensiven Mittelfeldspieler gegen einen defensiven austauscht. Welche Signale sende ich denn damit an die Mannschaft? Doch nicht, dass ich um jeden Preis dieses Spiel gewinnen will!
Wenn ich schon Höwedes Spielpraxis schenken will, damit dieser noch auf den Euro-Zug aufspringen kann, dann doch bitte schön in der Innenverteidigung! Mal ganz abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass Schalke in solch einer entscheidenden Phase der Saison was besseres zu tun haben sollte, als den (eventuellen) Spielern des Bundesschalträgers als Möglichkeit zur Sammlung von Spielpraxis zu dienen.
Höwedes hat als rechter Außenverteidiger in einer 4er Kette gespielt und nicht als Halbverteidiger in einer 3er Kette, wie es bei einem 3-4-3 gewesen wäre. Das hätte ich deutlicher rausstellen sollen, Sorry, wird nicht ganz klar.
Kein Thema, hatte mich nur etwas gewundert.
Im 3-4-3 oder 3-5-2 mit drei IV hätte es für mich ja sogar Sinn gemacht. In einem Spiel, das ich um jeden Preis gewinnen will als RV, machte es für mich Null Sinn.
Habe jetzt im Nachhinein erst erfahren, dass Riether verletzt war. Anscheinend hatte Breitenreiter also Absicherung im Sinn, die mit Caicara nicht immer so gegeben ist. Ich bin aber bei Dir und empfinde den Grundgedanken schon als falsch. Vor allem, da die Flügelspieler oft am Meisten für Wirbel sorgen. Auf einen zu verzichten limitiert Dich sehr im Spiel gegen einen derart tief stehenden Gegner. Ob Schalke sich damit natürlich mehr Kontertore eingefangen hätte steht ebenso in den Sternen, wie ob Schalke so mehr Tore geschossen hätte…
Dann sind wir uns ja einig. 😉
Ich hatte ehrlich gesagt noch den Gedanken bei der Aufstellung im Sinn, dass Breitenreiter Caiuby als Zielspieler für Augsburgs Becreiungsschläge und Abstöße wegnehmen wollte – was ja zumindest ganz gut geklappt hat.
ähm, faul und nicht foul natürlich… 😀
Meines Erachtens nach ist das Spiel vercoacht. Das klingt besserwisserisch, weil man ja im Fussball nie weiß, wie es gelaufen wäre. Aber im Nachhinein: Caicara von Anfang bringt mehr Schnelligkeit und Kreativität nach vorne gegen einen Gegner, der uns ganz sicher nicht hinten einschnürt. Am Ende: Einen frischen Höwedes für die letzten 20 Minuten, der mit seiner Erfahrung und Ausstrahlung einen Vorsprung sichern hilft. Breitenreiter denkt da irgendwie anders, ich habe das in der ganzen Saison schon festgestellt. Und der Erfolg gibt ihm nicht recht. Dazu kommt das zentrale Problem, das es seit Jahren gibt: Jeder Gegner weiß, dass wir nach der Pause und nach einer Führung schlecht sind (wurde hier schon angesprochen). Wie schlecht muss eine Pausenansprache eigentlich sein? Die Spieler müssten doch schon von sich aus MAXIMAL motiviert sein, in die CL zu kommen (Geld, Ruhm, internationale Verträge)? Aus der Kabine kommen aber Schlaftabletten. Da sich diese mentale Schwäche aber schon über so viele Trainer (und Spieler) hinzieht, müssen wir uns alle fragen, welche Elemente immer gleich sind. Soviel gibt es da nicht: Führung, Fans, Tradition.
Das hat unter Garatnie nichts mit der Klubführung, Fans oder Tradition zu tun, keiner schläft ja ein, weil er am Ortseingangaschild Gelsenkirchen vorbeifährt. Für mich ist es eher ein Problem der Aggressivität im eigenen Mittelfeldpressing.
Ist man gezwungen in einem Forechecking selbst aktiv zu sein, dann sind Probleme wie Passivität beim Ausgleich nicht möglich, man besitzt ja schon eine ganz andere Körperspannung. Lässt sich am allerbesten in den Luftkämpfen und den dazugehörigen 2. Bällen ablesen. Die meisten Schalker springen noch nicht mal mehr mit, sondern schauen ehrfürchtig zu und hoffen dass der Ball verspringt.
Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass die Schalker Mannschaften seit Jahren nicht gelernt haben, größer im Tempo zu variieren. So bekommt man (zumindest kommt mir das so vor) recht häufig starke und engagierte Anfangsphasen zu sehen. Irgendwann verläuft sich das, weil man entweder in Führung einen Gang rausnimmt (ohne wirklich passende Mechanismen dafür zu haben) oder die Erfolgserlebnisse ausbleiben. Und wenn der Gegner nach der Pause die Taktik anpasst und das Tempo verschärft, wirkt die Mannschaft überrumpelt, nachdem sie sich vorher 45 Minuten in ihren üblichen Trott gespielt hatte. Das ist mMn auch zu großen Teilen dafür verantwortlich, dass Schalke nach Rückstand häufig so hilflos wirkt.
Luke, mein Argument ist: Warum spielen quasi alle Mannschaften der letzten Jahre, egal unter welchem Trainer, egal unter welchem Manager, immer diesen Angsthasen-Fussball? Natürlich gibt es gute Spiele und gute Zeiten und tolle Erfolge. Aber letztlich bleibt die Mannschaft immer unter ihren Möglichkeiten, gemessen an der individuellen Klasse der Einzelspieler. Das ist doch kein taktisches Problem, sondern ein strukturelles. Darauf will ich hinweisen. Wir haben die Elite der U21 in unseren Reihen, Spieler, die von uns weggehen, werden in Spanien und England Meister und CL-Sieger. Mir geht es nur darum herauszufinden, warum Leistung/Potential nicht abgerufen wird. Das machen die Zecken – leider – besser.
Naja gerade durch die Elite der U21 stehen wir ja noch da, wo wir gerade stehen. Was das Legasthenikerphasen anbetrifft kann man das aber bestimmt auch Ursachen zuordnen. Kurz nach Rangnicks Zeit bis zum Übergang mit Huub sah der Fussball ja eher weniger nach Schlafnasenfussball aus. Den Anfang gab es zumindest meiner Meinung nach dann unter Keller und dessen mangelndem Training, wodurch die Mannschaft (Zitat di Matteo) ja sogar nur in der Lage war 65 Minuten zu spielen. Das ganze musste sogar innerhalb der Saison aufgeholt werden – zusätzlich zu den Improvisationen was Kaderplanung und Taktikplan betrifft…Und danach sind wir schon bei Breitenreiter. Ein Berg an Scherben, kurz zuvor springen für AB in Farfan und Draxler noch seine besten Offensivspieler mit vermeintlich konstantesten Leistungen ab und die Spieler, die du zur Verfügung hast, erkennen die Situation für Pressing und Einrücken nicht gut genug. Ergo musst du zurück von deiner Vorstellung eines aggressiven Konterteams und hin zu etwas mehr eigenem Ballbesitz. Nachdem das operieren mit vielen Diagonalbällen und Umschaltmomenten im Mittelfeld, was anfangs der Saison noch gut funktioniert hat, auch weggenommen wurde, stehen wir eben dort, wo wir gerade sind. Sorry, ist etwas lang geworden, aber zumindest im Groben mein Ansatz…
Finde ich hier teilweise echten Quatsch. Man kann der Mannschaft manches vorwerfen, aber Angsthasengfussball, und das am Spiel gegen Augsburg ausgemacht,? Nicht in Ernst. Das war doch 80 Minuten ein Spiel auf ein Tor.
Zu caicara: der kommt doch viel über Geschwindigkeit und Raum. Den hat er gegen Augsburg gar nicht, weil die tief stehen. Also wäre seine Aufstellung hier ganz falsch. Und dann hat das Paar Sane/ Caicara große Probleme beim defensiven Umschalten. Total sinnvoll daher einem Sane einen stabilisierenden Höwedes zur Seite zu stellen. Sinnvoll auch im offensiven Sinne , weil man dadurch Sane von den defensiven Aufgaben ein Stück befreit.
Meyer fand ich übrigens in der ersten HZ herausragend, wie der immer wieder im und am Strafraum Verbindungen schafft. Noch besserer Abschluss und er wär ein ganz großer.
Problem Nummer 1 ist ein gescheitert Mittelstürmer, der wirklich ständig für Gefahr sorgt.
Problem 2 die doofe Taktik von BR auf Konter zu spielen, was sie nicht können.
Sorry, nach 1:0 auf Konter spielen
Hör dir auf YouTube (entschuldige Karsten für den Verweis auf eine andere Seite 😉 ) mal die PK vor dem Hoffenheimspiel an. Breitenreiter hat sich die Lunge aus dem Leib geschriehen, damit sie raus rücken.
Das hat das Team zu verantworten, nicht der Trainer. Abgesehen gibt es von Heldt und Breitenreiter einen seeeehr guten Ansatz zu unserer Konstanz und Problemen.