Der Halbfeldflanke & Friends Adventskalender 2020 zu unseren Lieblings-Schalkern. Heute Jörg Böhme von Kornelia Toporzysek.
Einer meiner absoluten Lieblings-Schalker wird immer Jörg Böhme sein. Schwer zu sagen warum, am ehesten ist es wohl die Mischung aus Genie und Wahnsinn und vor allem, dass er unbestreitbar ein Typ war und mutmaßlich noch einer ist. In Sachen Disziplinlosigkeiten war er weit vorne, laut Rudi Assauer war Schalke aber der einzige Verein, der ihn zumindest einigermaßen disziplinieren konnte.
Legendär ist die Aussage von Rudi, dass er „so bekloppte Typen“ wie Jörg Böhme, den „verrückten Hund“, eigentlich mag, weil sie unbequem sind und ihre Meinung sagen, nicht so der Typ Schwiegersohn sind. So geht es mir wohl auch. Ich mochte vor allem seine kämpferische Spielweise und starken Standards, 8 von 10 Elfern verwandelt und in – gar nicht mal so vielen Spielen – hat er für uns 23 Tore erzielt. Im Pokalfinale gegen Union Berlin 2001 schoss er beide Tore.
Mit ihm verbindet mich außerdem diese Geschichte:
Es begab sich aber zu der Zeit der uns allen noch äußerst schmerzhaft und für immer und ewig in Erinnerung bleibenden Bundesligasaison 2000/2001, dass ich ein Techtelmechtel ausgerechnet mit einem Bayern-Fan hatte. Im Laufe der Saison bekam ich immer mehr Oberwasser, denn die Königsblauen eilten bekanntlich von Sieg zu Sieg (ok, nicht nur). Selbstbewusst drohte ich „meinem“ Bayern-Fan jedenfalls damit, dass er, wenn Schalke tatsächlich Meister werden würde, von mir Schalke-Bettwäsche geschenkt bekäme, in der er dann natürlich auch schlafen müsse. Für ihn ein Schreckensszenario, das immer näher rückte.
Mein absolutes Beziehungs-Highlight ist bis heute einer „unserer“ Siege gegen den FCB, die Zusammenfassung des Spiels musste sich der arme Mann zusammen mit mir im Rahmen der damaligen Möglichkeiten unzählige Male anschauen – jedes einzelne Tor! Für mich ein Genuss, für ihn eine Qual.
Wirklich spooky ist in diesem Zusammenhang Folgendes und vielleicht gibt es da draußen irgendjemanden, der das Rätsel lösen kann: Ich bin mir absolut sicher, dass Jörg Böhme, unsere Nummer 8, in dieser Saison ein sensationelles Tor gegen die Bayern geschossen hat. In meiner Erinnerung war es ein direkt verwandelter Freistoß von ziemlich weit rechts, den Jörg Böhme derart kunstvoll getreten hat, dass der Ball mit sehr viel Effet reinging. Ich weiß ehrlich gesagt bis heute nicht, wie das physikalisch möglich war, aber es war so – ein Traumtor! In einem Interview outete er sich mal als Bewunderer von Roberto Carlos, sagte aber, dass er sich beim Nachstellen von dessen Freistoßtoren fast verletzt hätte.
Wie dem auch sei: Dieses eine Tor, das mir bis heute bis in Erinnerung geblieben ist und von dessen Existenz ich felsenfest überzeugt bin, weil ich es damals mit besagtem Bayern-Fan im Fernsehen mehrfach bestaunt und gefeiert habe, ist seltsamerweise in keiner Torstatistik von Jörg Böhme zu finden. Rätselhaft!
PS: Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. „Mein“ Bayern-Fan bekam keine Schalke-Bettwäsche geschenkt, dafür schenkte er mir ein paar Schalke-Socken. Eine wirklich nett gemeinte Geste, die ebenso unvergessen ist wie dieses Tor.
Adventskalender 2020:
Lieblings-Schalker von Halbfeldflanke & Friends.
Geschrieben von Kornelia Toporzysek
Kornelia war vom 30.06.2019 bis zum Rücktritt am 17.09.2019 Mitglied des Schalker Ehrenrates. Im echten Leben ist sie mit Leib und Seele Richterin. Bei Twitter als @ToporzysekK sowohl in der Schalke- als auch in der Jura-Bubble aktiv.
Oh ja, der Jörg Böhme war echt ein klasse Spieler und Typ. Was waren das alleine für geile Buden in den beiden Finalspielen gegen Leverkusen und Union! Grandios!