Der Halbfeldflanke & Friends Adventskalender 2020 zu unseren Lieblings-Schalkern. Heute Bernd Scheffler von Dirk Oberschulte-Beckmann.

Obwohl seinerzeit ein Moderator auf einem Fußballplatz eigentlich noch keine große Außenwirkung hatte, sind gleich ganze Generationen Schalker mit Bernd Scheffler als Stadionsprecher (seit 1979/80) im altehrwürdigen Gelsenkirchener Parkstadion groß geworden.

Schließlich war der Sprecher nie in einem Stadion zu sehen, weder auf Schalke, noch sonst irgendwo, denn Videoübertragungen sollten erst viel später dazu kommen. Bernd saß anfänglich in einer Kabine ganz weit oben unter dem Dach, gemeinsam mit den beiden Kollegen, die auch die Anzeigetafel bedienten.

Und in einem Fußballstadion war solch ein Sprecher auch nur selten wirklich zu hören bzw. überhaupt nur ansatzweise zu verstehen. Die alten Lautsprecher-Tröten (ELA 100 Volt) bei uns im wunderbaren Parkstadion hatten das meist gar nicht zugelassen, zumal hin und wieder am Lautsprecher-Mast auch schon mal ein Schal des Gegners brannte, den jemand vorher erobert hatte. Dazu das immer wieder kehrende Trommeln von Catweazle und das rhythmische Klatschen zu den Liedern der Nordkurve, das durch die Ansagen ja eher noch gestört wurde.

Parkstadion-Lautsprecher (ELA 100 Volt).

Bernd Scheffler war der Mann mit der sonoren Stimme, der minimal präsent war und vielleicht auch genau wegen seiner Unauffälligkeit auffällig wurde. Spätestens Ende der 80’er und Anfang der 90‘ er Jahre änderte sich das mit seinen einfallsreichen Worten, um die Fans von der Anzeigetafel herunter zu bekommen. Schließlich war das Besteigen dieses Monuments ‚„lebensgefährlich“. Und ich hatte immer das Gefühl, dass genau wegen dieser Sicherheitsdurchsagen viele Schalker erst recht dort hoch wollten.

Als Schalke Ende zum der Saison 94/95 mich als Moderator mit ins Boot holte, war Bernd selbstverständlich die unangefochtene, absolute Nummer 1 für mich. Von seiner jahrzehntelangen Erfahrungen habe ich unfassbar viel lernen dürfen und zu ihm aufgeschaut. Er hatte immer eine akribische Vorbereitung auf den anstehenden Spieltag, er war überall im Verein beliebt und anerkannt und ganz wichtig: Man konnte sich blind auf ihn verlassen. Wir haben sehr gut harmoniert, haben uns gegenseitig unterstützt, die – gerade beim Fußball sehr wichtig! – Bälle immer wieder zugeworfen, ich meine: Wir waren ein echtes Dream-Team.

Mit dem Umzug in die Arena auf Schalke Mitte 2001 wurde das Rahmenprogramm viel größer, Marketing bekam eine viel höhere Bedeutung und die Werbepartner eine wesentlich weitreichendere Plattform. Hinzu kamen Kameras, Regisseure, ein minutiös penibler Ablaufplan, natürlich eine professionelle, festeingebaute Beschallung und unser Videowürfel. Damit verbunden wurden auch unsere Aufgaben umfangreicher.

2006 wurde Bernd bei der WM auch als Sprecher zu den Spielen in der Arena eingesetzt und hat u. a. Argentinien – Serbien, als Diego Maradona auf der VIP-Tribüne tanzte, oder das Viertelfinale Portugal – England teilweise mehrsprachig moderiert.

Unendlich viele Geschichten pflastern seinen blau-weißen Weg, auch unseren gemeinsamen blau-weißen Weg, und wir beide könnten sicherlich stundenlang darüber schreiben oder erzählen.

Am letzten Spieltag der Saison 2011/2012 kam dann auch das Ende für unsere gemeinsame Arbeit, und ich glaube, es ist nachvollziehbar, dass das sehr emotionale Gefühle für ihn und mich waren!

Bernd geht es gut, er wurde in diesem Jahr 77 Jahre alt und lebt mit seiner Partnerin in Haltern, fährt nach wie vor viel mit seinem Rennrad und verfolgt Schalke natürlich, aber nicht mehr live in der Arena. Ein einmaliges, moderatives Wiedersehen sollte es beim Spiel gegen Zenit St. Petersburg mit mir zusammen im Parkstadion geben, leider musste dieses Vorbereitungsspiel Corona zum Opfer fallen!

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben…

Adventskalender 2020:
Lieblings-Schalker von Halbfeldflanke & Friends.

Geschrieben von Dirk Oberschulte-Beckmann

Dirk ist der Stadionsprecher des FC Schalke 04 (gemeinsam mit Bernd Scheffler 1995 bis 2012 inkl. kurzer Unterbrechung). Er ist Kind und Freund des Ruhrpotts, der Weissweinschorle und der Gerechtigkeit: „Fussball ist ein Kampf um den Ball, nicht mit Fäusten zwischen den Fans!“
Folgt ihm auf Twitter (@quatscherlein) und Instagram (@quatscherlein).

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