Einleitung

In einem Spiel mit vielen Ecken und drei nicht gegebenen Toren nahmen die Königsblauen einen Punkt mit nach Hause. Gegen das Gladbacher 4-4-2 hatten sie sich zuerst im ungewohnten 4-1-4-1 aufgestellt, um dann auf das bekannte 3-5-2 zu wechseln. Eigentlich agierte man dann ziemlich gut, doch in einzelnen Situationen wurde Gladbach sehr gefährlich und die Schalker hatten Probleme die Dominanz in Torchancen umzusetzen.

Schalke im 4-1-4-1

Eigentlich spielte Schalke mit Viererkette gar nicht so schlecht. Ziel war vermutlich die starken Außen der Gladbacher unter Kontrolle zu bekommen. Embolo und Caliguri agierten darum häufig sehr tief, wodurch das Konstrukt teilweise wie ein 4-3-2-1 wirkte. Beeindruckend war aber insgesamt die Schalker Flexibilität. Mal formierte man sich zum 4-4-2 um, indem Harit oder McKennie vorrückten, mal liefen auch die Außen sehr aggressiv an und wurden von einem der Achter abgesichert und mal orientierte sich Harit hinter di Santo und es wurde ein 4-4-1-1.

Situativ gab es also viele Umformungen, um auf das Gladbacher Offensivspiel zu reagieren. Dabei blieb Schalker eigentlich immer kompakt, es fehlte jedoch häufig die Intensität. Vor allem gab es, wenn die Königsblauen mal aggressiver pressten, meistens keine guten Folgebewegungen. Also man läuft aggressiv an, der Gegner verlagert und eigentlich könnte man den Druck aufrechterhalten, aber agiert zu zögerlich. Das hat sicher viel mit der fehlenden Abstimmung im ungewohnten System zu tun. Auch Di Santo und Embolo schienen von ihren Rollen leicht überfordert. Die Rolle des Stürmers in diesem 4-1-4-1 war dann schon etwas komplexer, als das, was Di Santo normalerweise zusammenläuft. Naldo wiederum ist in der Viererkette eventuell nicht mehr schnell genug.

Galdbach wiederum war personell (besonders Kramer wird öffentlich ja sehr unterschätzt) und von den Abläufen im Spielaufbau sehr gut aufgestellt. Vor allem brillierten sie im letzten Drittel, wo Schalke, dazu später mehr, eher Probleme hatte. Im Gegenpressing waren ja die Staffelungen des Schalker 4-1-4-1 nicht so gut und es gab auch in der Vorwärtsbewegung zu viele Ballverluste.

Tedesco versuchte in der 14. Minute die mit Embolo und Naldo besonders anfällige rechte Seite durch eine Versetzung von Caliguri vom linken auf den rechten Flügel zu stärken. Schalke wirkte dadurch zwar defensiv stabiler, bekam vorne aber immer noch keinen Zugriff und wurde weiter hinten reingedrängt. In der 17. Minute kam also der Wechsel auf das 3-5-2.

Tedesco kehrt zum 3-5-2 zurück

Schalker 3-5-2. Kennt ihr, oder? Muss ich eigentlich auch nicht mehr so viel dazu sagen. Ist halt ziemlich stabil, wir haben da immer sehr gut absicherte Staffelungen, auch ein gutes Gegenpressing, sind also kaum konteranfällig. Spielaufbau in der Tiefe läuft auch gut. Gefühlt diesmal noch besser, Gegenpressing fand ich auch noch besser. Teilweise fand die vermutlich stärkste Kontermannschaft der Liga eigentlich gar nicht mehr statt. Außerdem agieren die Flügelläufer inzwischen konstant sehr hoch, was am Anfang der Saison noch anders war. Darum haben wir vorne prinzipiell viel Offensivpräsenz. Ach ja, Embolo brachte ein paar ganz coole Verlagerungen. Der kann schon was. Im 3-5-2 war er auch im Pressing recht gut. Beim Tor dann halt nicht so…

Ab der 17. wurde Gladbach dann konsequent zurückgedrängt und kam auch nicht mehr zu so vielen Chancen. Eigentlich fast gar keine mehr, wenn man die beiden nicht gegebenen Treffer rausnimmt. Allerdings spielten sie ihre Angriffe wirklich sehr gut aus und konnten darum eben aus wenig viel machen. Auch half ihnen, dass durch Harits und besonders McKennies hohe Positionierungen Meyer zentral teilweise etwas allein gelassen wurde.

Dennoch viel der Gladbacher Treffer nach einer von nahezu 20 Ecken und ziemlich gegen die Stärkenverhältnisse im Spiel. Für mich lag diese Verschiebung der Dominanz auch mehr an der Schalker Spielweise, durch die Borussia Mönchengladbach nach hinten gedrückt wurde.

Schalker Probleme im letzten Drittel

Womit Schalke aber Probleme hatte, waren das Spiel im letzten Offensivdrittel. Da waren wir auch zuvor nicht immer so perfekt aufgestellt. Zum einen gibt es da personelle Aspekte. Di Santo wird wohl kein Kurzpasskomibantionsspieler mehr. Unsere Außen machen das offensiv schon gut (gerade Caliguri), aber das könnte man sich auch noch besser vorstellen. In der Masse fallen diese leichten Unzulänglichkeiten dann schon ins Gewicht.

Der zentralere Punkt war aber die Staffelung im Offensivdrittel. Während sich McKennie viel im Sechserraum einbrachte und Embolo im zweiten Offensivdrittel spielerisch einiges zeigte, verschwanden die beiden weiter vorne ein bisschen in der Gladbacher Formation. Gerade McKennie sollte sich als Achter auch im Offensivdrittel mehr fürs Zentrumsspiel anbieten. Wobei das halt auch nicht so seine Stärke ist. Immer wieder standen die beiden Stürmer dann sehr hoch, McKennie recht hoch auf halbrechts, neben den Gladbachern die Flügelläufer und Harit hatte auf halblinks den Ball, ohne so richtig nach vorne kombinieren zu können.

So kamen die Schalker vorne wieder in so eine Isolation hinein. Das Grundkonstrukt im Mittelfeld ist aber inzwischen so gut, dass sie trotzdem sehr dominant waren. Besonders gefällt mir ja das konsequente und dynamische Aufrücken der Halbverteidiger, das man so erstmals in der zweiten Halbzeit gegen Dortmund sah. Und da der Weg ins Zentrum versperrt war, kam Schalke eben über die Flügel.

Hier unterstütze gerade di Santo immer wieder, oder eben McKennie auf rechts. Es gab viele Durchbrüche, immer wieder Flanken, da auch viele Spieler hoch standen, war das nicht so ungefährlich. Dank des eigenen Gegenpressings blieb Schalke auch nach gescheiterten Angriffen dominant und konnte sich aus dem Gladbacher Gegenpressing wiederum sehr gut befreien.

Trotzdem glaube ich, dass es sich für Schalke lohnen würde im letzten Drittel noch mehr auf Kombinationen zu setzen. Burgstaller (durch Spielintelligenz) und Embolo (durch Technik) hätten mindestens die Fähigkeiten, um die Achter spielerisch zu unterstützen. McKennie könnte etwas tiefer agieren. Oder Schalke setzt wieder mehr auf das 3-4-3 (hier schwingt vielleicht auch ein bisschen meine persönliche Präferenz mit), da hat McKennie eine klarere Aufgabe und kommt nicht so in Versuchung übermütig vorne rum zu schwirren und Konoplyanka könnte für einen der Stürmer spielen. Vielleicht werden wir kombinatives Offensivspiel aber auch erst sehen, wenn wir kadertechnisch wieder besser aufgestellt sind. Bentaleb und Goretzka könnten fehlende Puzzlesteine sein.

Zweite Halbzeit bringt wenig Neues

Nach der Pause machten wir da weiter wo wir aufgehört hatten. Viele Veränderungen gab es nicht, die Wirrheit der letzten Viertelstunde wurde abgelegt, wobei man zunächst nicht mehr so gut spiele wie zwischen der 17. und der 34. Nach dem 1:1 wirkte dann Gladbach leicht angeschlagen und wir wieder sicherer. Burgstaller brachte im Übrigen nach seiner Einwechslung vorne deutlich mehr (und so intelligentes ‹3) Movement rein.

Stambouli brachte nach seiner Einwechslung noch mehr Wind von halbrechts und schöne lange Flachpässe. Vielleiht hätte man ihn auch für Naldo bringen können, dessen Kopfballstärke in diesem Spiel nicht so sehr benötigt wurde. Das ist dann aber auch ein bisschen Haarspalterei. Schließlich gab es noch Konoplyanka als Achter zu sehen, was aber eher die Galdbacher zu stärken schien. Wenn es einen Kritikpunkt an Tedesco gibt, dann Konoplyanka als Achter aufzustellen. Vielleicht für Konterstärke? Aber meistens fehlt dann doch auch der Zugriff im Pressing, mit dem man überhaupt erst zu Kontern kommt. Eventuell hätte der Wechsel in einem 3-4-3 mit di Santo auf dem anderen Flügel frischen Wind reinbringen können, so endete das Spiel schließlich mit einem angebrachten 1-1.

Fazit

Ich habe das Gefühl, dass diese Analyse sehr kritisch ausfiel. Darum soll hier relativierend erwähnt werden, dass Tedesco mit Bentaleb, Goretzka und Schöpf wichtige potentielle Kandidaten für die zentralen Positionen fehlten. Da ist der Kader bei ein paar Ausfällen doch recht dünn. Vielleicht sollte statt einem Flügelläufer im Winter doch lieber ein flexibler Achter kommen. Daran, dass Tedesco bei uns sehr gute Arbeit leistet, ändert dieses Spiel für mich jedenfalls nicht. Was man zum Spiel noch sagen könnte: Nastasic war richtig gut.

Gegen Frankfurt und Augsburg könnte es schwer werden, doch die sind im Konter auch nicht so stark wie Gladbach. Gerade die langen Bälle Frankfurts müsste unsere Abwehr um Naldo eigentlich gut unter Kontrolle kriegen. Schwierig wird es offensiv, doch sicher wird Tedesco sich vorher etwas einfallen lassen und auch im Spiel wieder ein, zwei, drei Varianten im Ärmel haben. Ich bin mir übrigens gar nicht so sicher ob das 4-1-4-1 nicht auch in Zukunft ein paar mal genutzt werden wird. Potential hatte es. Wenn das im Winter noch mehr trainiert werdan kann, so wäre es ein denkbares Alternativsystem, das Schalke noch flexibler machen würde.

P.S.: Ursprünglich wollte ich hier noch was über McKennie schreiben, aber da der entsprechende Absatz regelrecht explodierte wird die Tage noch ein extra-Artikel folgen.

3 Replies to “Hallo Viererkette. Tschüss Viererkette. Borussia Mönchengladbach – FC Schalke 04, 1:1

  1. Embolo kommt bei Dir recht gut weg. Mir fällt hingegen sein nach wie vor eher deplatziertes Stellungsspiel auf. Er ist nicht integriert. Und: Hoffen wir, dass dem total unterrotiertem Team Bier Spielen in elf Tagen nicht die Puste ausgeht.

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