Wenn ich Spiele mit McKennie analysiere, übe ich immer viel Kritik an ihm. Das ist zum einen auch ein bisschen der Auswahl der Spiele geschuldet. Gegen Bayern und Freiburg fand ich ihn ziemlich gut, da schrieb aber Karsten die Analyse. Aber das hängt zum anderen auch mit seinen Fähigkeiten zusammen. Er ist sauschnell, sowohl im Anritt, als auch körperlich durchsetzungsfähig, kann gute Pässe spielen, auch kreativ hinter die Linie, ist technisch sehr gut und erzeugt durch seine Läufe immer viel Wirbel. Okay das erklärt jetzt vielleicht doch nicht so gut, wieso ich ihn häufig kritisiere.

Das Problem bei McKennie ist das Bewegungsspiel. Das ist prinzipiell sehr offensiv, aber häufig noch wirr und schlecht getimet. Also sehr wirr. Durch die vielen Bewegungen kommt er häufig in viele Aktionen, aus denen er dank seiner vielen Fähigkeiten auch einiges machen kann, aber häufig aus komischen Situationen. Durch seine Wirrheit zieht McKennie immer wieder das Spiel aus gefährlichen Zonen heraus. Man bewundert dann, dass er aus so einer schwierigen Situation noch so viel macht, doch eigentlich hätte er mit anderer Positionierung auch eine bessere Ausgangslage haben können.

Mit Sicherheit lässt sich an diesen Aspekten noch arbeiten. Und außerdem ist McKennie ja trotzdem gut. In meinen Analysen kommt er auch deswegen nicht so gut weg, weil Taktik eben sehr stark von Läufen und Positionierungen bestimmt wird. Das ist seine Schwäche. Dennoch gefallen mir immer wieder Aktionen von ihm gut.

Wie könnte man ihn als einbinden? Als Achter könnte er sehr gut funktionieren, wenn die Spieler um ihn herum sehr spielintelligent und kombinativ agieren und seine Bewegungen sehr gut abgesichert werden können. Das sind aber schon einige „wenn“. Als Sechser neben Meyer gefällt er mir ja meistens. Da ist er dann vorne nicht so präsent, aber kann Meyer gut im Speilaufbau unterstützten, ist defensiv sehr passend eingebunden, und kann sich situativ vorne einschalten. Als sehr offensiver, dribbelnder Halbverteidiger könnte er im Rückstand auch eine Option werden.

Richtig stark könnte er aber auch als Flügelläufer sein. Er ist schnell und ausdauernd genug. Es würde von ihm nicht so viel Entscheidungsfindung bei den Bewegungen erfordern. Er kann vorne mit seiner Technik und Schnelligkeit viel Durchschlagskraft erzeugen und wäre für einen Flügelläufer auch ziemlich kreativ im Passspiel. Auch im Spielaufbau kann er mit seinem Passspiel helfen. Defensiv hat er die nötige Robustheit und auch hier kommen ihm seine enorme Geschwindigkeit und die nicht so komplizierte Rolle zu gute.

McKennie ist nicht einfach eine plumpe Kampfmaschine, aber er ist wirklich auch kein Stratege im Zentrum. Er vereint technische mit physischen Fähigkeiten und einer ordentlichen Portion Kreativität. Dieses Fähigkeitenprofil hat Tedesco schon auf verschiedene Weisen genutzt, doch die optimale Einbindung vielleicht noch nicht gefunden. Vielleicht lässt die sich aber im momentanen System aber auch nicht finden. In jedem Fall ist McKennie noch jung und seine bisherigen Auftritte nicht als vielversprechend einzuschätzen, wäre unangebracht.

2 Replies to “McKennie und sein Platz im Schalker System

  1. Hallo Jakob, vielen Dank für Deine Analyse. Ich sehe ihn ähnlich wie Du. Im Grunde erinnert er mich sehr stark an Jermaine Jones, genau so wild, so schnell, so zweikampfstark, bringt im positiven, wie im negativen alles durcheinander. Nur im Gegensatz zu Jones ist er ein fairer Spieler und wahrscheinlich auch taktisch noch formbarer. Wenn Goretzka und Bentaleb verletzt sind, würde ich Thilo Kehrer ins Mittelfeld holen neben Meyer. Mc Kennie ist noch nicht so weit.

  2. Die Idee ihn als Flügelläufer einzusetzen finde ich sehr interessant. Er würde deutlich kreativer und zentrumsorientierter spielen als andere auf dieser Position.

    Da Meyer eigentlich genau das Gegenteil von chaotischem Spiel verkörpert, mit seinem extrem sicheren Ballbesitzspiel, ergänzen sich die Beiden prinzipiell ganz gut

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