Einleitung

Am Samstag spielte Schalke gegen Gladbach und rutschte noch tiefer in die Ergebniskrise. Hecking setzte bei den Fohlen auf ein 4-1-4-1 mit konsequent flachem Aufbauspiel. Nach 3-1-4-2 und 3-4-3 setzte Tedesco nun auf das, letzte Rückrunde so erfolgreiche, 3-1-4-2 mit di Santo auf der Zehn und hatte damit alle Schalker Stammformationen durchprobiert.

Eigentlich ein logischer Schritt – im Moment gibt es viele Probleme bei der Positionierung und beim Verschieben im Pressing, das 3-4-1-2 mit dem starken Fokus auf Angriffspressing ist jedoch vergleichsweise simpel zu spielen. Tedesco wollte wohl die Schalker Kernkompetenzen fokussieren und das Spiel wild und intensiv machen.

Katastrophale Schalker Defensive?

Man konnte viel über die katastrophale Schalker Defensive gegen Gladbach lesen. Ich halte das für weit übertrieben. Gladbach hatte nur wenig wirklich gefährliche Schüsse, viele warn aus der Distanz, das 1:0 fiel nach einer Ecke und das 2:0 entstand nach einer etwas wirren Situation, in der allerdings nicht das Pressing scheiterte, sondern die Endverteidigung.

Das 3-4-1-2 war letzte Rückrunde sehr effektiv, gegen Bayern, Hoffenheim und Leverkusen war es sogar ziemlich großartig, richtig geil gegen, aber auch seine Schwächen waren mehrmals sichtbar, gerade ohne di Santo. (Stärken und Schwächen des Systems hatte ich mal in einem WAZ-Artikel dargelegt) Wenn das Schalker Angriffspressing umspielt wird, haben die zwei Sechser einfach einen gewaltigen Raum abzudecken, den Schalke meist durch die engagierte Arbeit der vorderen drei, besonders di Santo, irgendwie füllte.

Die Sechser müssen aber dennoch immer wieder gut improvisieren. In solchen Momenten sah das 3-4-1-2 auch letzte Saison häufig recht wirr aus, ohne jedoch wirklich instabil zu sein. Auch gegen Gladbach war es mehrmals sehr chaotisch und wirkte dadurch instabiler als es eigentlich war.

Die Stärke der Rückrunde 2018 lag darin, dass die vorderen drei sich sehr gut bewegten und einfach kaum umspielt wurden. Es fehlte teilweise am Timing der Stürmer aber auch der Flügelspieler; doch als katastrophal empfand ich die Probleme nicht, die Laufwege waren prinzipiell schon richtig.

Gladbach zeigte eben auch ein gutes Aufbauspiel: Dreieraufbaukette mit dem Torwart, davor Sechser und dann vier Spieler, gut die Breite genutzt, sich immer wieder freigespielt und dann schnell die Flügel überladen und dort durchkombiniert. Das passt sehr gut zum Spielermaterial und bindet das offensive Potential gut ein. Das gelang bei Schalke wiederum kaum.

Das Ballbesitzspiel – ewiges Schalker Problem

Für mich ist das Spiel mit Ball der entscheidende Punkt de schlechten Saisonstarts und ein Problem, dass sich letztlich schon seit dem Beginn der Rückrunde 2017/18 ankündigte. Die verschiedenen Entwicklungen und Ansätze die wir bis dahin unter Tedesco sehen konnten wurden danach nicht mehr wirklich weiterverfolgt. Man beschränkte sich, zu diesem Zeitpunkt zugegebenermaßen sehr effektiv, auf Pressing und Konter.

Bevor ich hier jedoch in das Horn des Kritikers blase: es gab ein paar Lichtblicke. Einer war zum Beispiel das Zusammenspiel von Sechsern und Abwehrkette. Im Bild sind in schwarz Passlinien und in blau wichtige Laufwege eingezeichnet.

Eigentlich ist das von den Positionierungen her nicht mal sonderlich gut. Bentalebs Abkippen kappt hier Nastasics Verbindung nach vorne, Rudy nimmt Naldo scheinbar die vertikale Passoption und der rechte Halbraum verwaist. Doch die Spieler fügten sicher gut ein, besonders Bentaleb und Rudy gingen eine natürliche Partnerschaft ein. Beide bieten einiges an Dribblingfähigkeiten, Pressingresistenz und Übersicht an, doch Bentaleb ist die etwas offensivere Variante, Rudy dagegen ein wundervoll absichernder und stabilisierender Ankersechser.

Mit ihrer Pressingresistenz konnte die beiden sich aus vielen Situationen befreien und da sie sehr gut auf die Laufwege des anderen reagierten konnten sie auch immer die Anbindung zueinander halten. Das tiefe Aufbaufünfeck eröffnete ihnen meist gute Passoptionen. Mit ihren Vertikalpässen und Dribblings fanden sie jedoch dabei auch recht den Weg nach vorne.

Konnte der Gegner die Innenverteidiger zu stark unter Druck setzen ließ Rudy sich unterstützend fallend, konnte der Gegner den Übergang nach vorne verhindern, so stieß Bentaleb von links ins Zentrum vor und erzeugte Dynamik. Sonst konnte er jedoch bequem nach links abkippen (sein Lieblingsmove) und von dort das Spiel aufbauen.

Mit Pressingresistenz und guten Bewegungen öffneten die beiden auch Passwege für Naldo und Nastasic, die so auf den Rückpass den Steilpass folgen lassen konnten. Sané wiederum konnte mit seiner Dynamik und Technik immer wieder auf rechts vorstoßen und so die Lücke im Aufbauspiel füllen. Obwohl taktisch gar nicht so perfekt umgesetzt sind die Spieler hier alle auf einem individuell ziemlich hohen Niveau und passen sehr gut zueinander. (wobei Rudy und Bentaleb vermutlich noch bessere Sechser vor einer Viererkette wären)

Auch Mendyl war offensiv ein kleiner Lichtblick, mit seinen inversen Dribblings brachte er dringend benötigte Präsenz im Offensivzentrum und auch defensiv zeigte er trotz einigem Übermut gute Ansätze. Das war es allerdings auch. Individuell ganz gut und ganz gut zusammengestellt, doch taktisch… uff. Es gab schon immer wieder Bewegungen und irgendwie auch Torchancen doch Struktur ließ sich darin nicht erkennen. Dazu kamen teilweise katastrophale Staffelungen im letzten Drittel.

Der Dreiersturm hing viel zu weit vorne rum, durch die Aufbaustaffelungen waren die hinteren fünf meist zu tief und die Flügelspieler konnten schlecht einfach einrücken. Die besten Szenen gab es noch, wenn Uth sich tief fallen ließ. Einzelaktionen und überraschende Angriffe aus dem tiefen Aufbau blieben eigentlich die einzigen Schalker Wege zum Tor und natürlich viele Flügelangriffe von denen immer mal wieder einer irgendwas einbrachte viele aber auch einfach versandeten.

Die Zweite Halbzeit

Es gab durchaus ordentlich Einsatz und das Angriffspressing hatte nach der Pause mehr Intensität und funktionierte zunächst besser. Die Stürmerwechsel schwächten das Pressing allerdings wieder und Gladbach konnte die Angriffe infolgedessen besser ausspielen. Am Ende zeigte Embolo wieder mal, dass er das Potential hat mal richtig, richtig gut zu werden. Brachte nur leider wenig für dieses Spiel.

Fazit

Es ist vieles ganz okay und manches schlecht und das reicht gegen einige überdurchschnittliche Bundesligamannschaften schon zur leichten Krise. Bei Köln war letzte Saison in der Hinrunde eigentlich auch das meiste ganz okay. In die Fanfaren des letzten Gerichts sollte man dennoch nicht blasen. Wenn Tedesco meint, wir seien nicht wirklich in einer Krise, hat er damit auch nicht völlig unrecht.

Ausblick

Was könnte Tedesco eventuell in den nächsten Wochen verändern, um Schalke wieder in Form zu bringen?

Ein möglicher Schritt scheint mir ein Wechsel zum 3-4-3, während Schalke im 3-1-4-2 eher dazu neigte zu offensiv zu pressen und dabei instabil zu werden, war das Problem im 3-4-3 eher Passivität. Das ist aber ein kleineres Problem, wenn es erstmal darum geht, eine gewisse Grundstabilität rein zu bringen. Gegen Hertha war auch McKennie als Innenverteidiger das Hauptproblem, sonst sah man in der ersten Halbzeit vielleicht noch bis jetzt am besten aus.

Auch könnte es lohnenswert sein, die Fortschritte zunächst in der Offensive zu suchen. Am besten funktionieren gerade eigentlich Bentaleb und Rudy zusammen mit der Abwehr – dieses Potential muss besser genutzt werden. Embolo auf rechts und Harit auf links könnten im 3-4-3 als inverse Flügelspieler die nötige Kreativität einbringen, zusammen mit Uth im Sturm könnte das sehr gut funktionieren.

Gegen Bayern ist dennoch vermutlich das 3-4-1-2 besser, obwohl das Spiel vermutlich einfach auf eine Niederlage hinauslaufen wird. Vielleicht setzt Tedesco auch weiterhin auf das 3-1-4-2. Womöglich könnte die Formation defensiv bereits mit einigen Verbesserungen beim Timing des Pressings gut funktionieren und zwar sowohl in Bezug aufs Verhindern gegnerischer Torchancen als auch in Bezug auf die Ballrückeroberung. Die Weiterentwicklung des Offensivspiels könnte allerdings im 3-4-1-2 schwierig bleiben, die Verbindungen sind ungeeignet für Ballbesitzspiel und das System hängt stark an di Santo. Der ist jedoch als, im 3-4-1-2 ziemlich isolierter, Zehner eine starke Bremse beim Kombinieren.

Im 3-1-4-2 könnte Tedesco wiederum mehr Absicherung und Zentrumspräsenz suchen. Möglicherweise ist das im Moment die Variante, die am meisten die Möglichkeit verspricht Offensive und Defensive gleichermaßen zu stabilisieren. Zugleich eröffnet sie kaum Hoffnung auf kurzfristig große Schritte in der Entiwcklung.

2 Replies to “Vieles okay, manches schlecht, manches gut – eine typische Bundesligakrise. Borussia Mönchengladbach – FC Schalke 04, 2:1

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